Direkt zum Hauptbereich

WETTERHEXEN

Florian

Wir haben schon befürchtet zu schnell zu sein und morgen in der Nacht in Niue anzukommen. Diese Gefahr ist gebannt, denn es gibt ja - Wetterhexen. Sie ärgern Segler indem sie die Messtationen für die Wettervorhersagen manipulieren und sie verändern den Wind immer genau so, wie man es nicht braucht. Die Windvorhersage prophezeit 12 Knoten Ostwind - und zwar noch bis 26., dann sollten wir in Niue sein, danach Flaute - also perfekt für uns.
Soweit die Theorie. In praxi haben wir ca. 10 Knoten Wind aus Ostnordost, also genau in Richtung Niue, doch 10 Knoten sind zu leicht für Vorwindkurs und wir haben keinen Spinnaker. Mit gerefften Vorsegeln schaffe ich es jedoch langsam genug zu sein, dass wir noch genug Luftströmung im Segel haben, dass es im Gewackle der Welle nicht dauernd schlägt. Ich ändere schließlich die Segelstellung auf Raumschot, doch der Wind dreht und wir segeln plötzlich Kurs 180° anstatt 259°. Ich wende, der Wind dreht und wir segeln Kurs 300°. Schließlich um 13:00 Uhr kommt Windchaos kein Wind von überall - die Wetterhexen spielen sich mit uns (oder wissenschaftlich auch South Tropical Convertion Zone genannt - die südliche Konvergenzzone also). Jetzt reichts - ich berge sämtliche Segel, rufe den Wetterhexen zu: "Mit mir spielt ihr euch nicht!", und starte den Motor. 10 Minuten später heftger Wolkenbruch; ich bekomme eine ausgiebige Gratisdusche. Weitere 10 Minuten später drehen die Wetterhexen den Wind wieder auf - 12 Knoten aus Ost. Wenn man sich nicht ärgern läßt, dann macht es den Wetterhexen auch keinen Spaß einen zu ärgern (das ist das selbe Prinzip, wie man 4 Geschwister dazu bringt, einen nicht zu ärgern - man lernt nichts im Leben umsonst).
Wir sind also wieder Butterfly gerefft unterwegs und so geht es auch in die Nacht.
Als ich um 04:00 Uhr meine zweite Wache von Martina übernehme, ist schon wieder praktisch Flaute - 3-4 Knoten Wind - was soll das??!??
Ich rolle also die schlagende Genua ganz weg, lasse nur die nicht schlagende Fock stehen und lege mich schlafen - wir kommen eh nur mit 1-2 Knoten voran. Wenigstens bekommen wir guten Schlaf, und bei ca 1 Knoten Strömung sollten wir in 4 Tagen auch so die letzten 186 Seemeilen nach Niue schaffen (es sei denn die Wetterhexen drehen Westwind auf).
Fazit: Wettervorhersagen sind hier so präzise wie Horoskope und man ist erst dort, wenn man wirklich dort ist.

Unsere Position am 25.04.2017 um 16:00 UTC: 18°18´S 166°14´W, Alles o.k..

Beliebte Posts aus diesem Blog

ÜBERFAHRT RANGIROA

20./21.02.2017 Florian Rangiroa ist das übernächste Atoll, es ist das größte Atoll der Tuamotus. 75 sm sind es vom Pass in Apataki zum östlichen Pass Tiputa von Rangiroa, zu viel für einen Tag also müssen wir eine Nachtfahrt einlegen. Um 15:30 Uhr gehen wir Anker auf – oder zumindest versuchen wir es, denn nach dem Sturm hat sich die Kette unseres Hauptankers kunstvoll um einige Korallenköpfe gelegt. Ich muss zwei Mal Tauchen gehen, um unsere Kette zu befreien – auf 12 Metern nicht ganz einfach, aber nach 20 Minuten sind wir frei. Der Pass Tehere von Apataki zeigt sich von seine freundlichen Seite; 3,5 Knoten auslaufende Strömung und wenig Welle – kein Problem. Draußen setzen wir alle Segel, die wir haben und drehen unseren Bug nach Nordwesten. Der Wind ist leider leichter als angesagt, und so müssen wir mehr anluven als es unserem Kurs entspricht und wir benötigen, um im Norden an Arutua vorbeizukommen. Die CINDERELLA eilt uns voraus und so geht es in die Nacht. Diese ist sternenklar ...

PAZIFIKÜBERQUERUNG 19.TAG

Martina 6.5/7.5.2016 Wir erleben einen traumhaften und überaus angenehmen Segeltag. Der Wind bietet uns ca.12 Knoten von Achtern und so schmiegt sich die Esperanza mit 6 Knoten über die Wellen. Keine schlagenden Segel, die uns quälen und wir kommen wirklich gut weiter. Ich sitze wie auf einem Kreuzfahrtschiff am Oberdeck und lese in meinem Buch "Der Schwarm". Dieses Buch hat mir eine liebe Freundin im Sommer geschenkt, und ich habe mir diesen Wälzer mit 989 Seiten für die Pazifiküberquerung aufgehoben. Ist sehr spannend aber auch beängstigend, handelt es doch von unkontrollierten Veränderungen auf den Weltmeeren. Unsere beiden Angeln werden täglich in der Früh ausgeworfen, und bei Einbruch der Dunkelheit wieder eingeholt. Gestern hatten wir ein besser getimtes Angelglück. Ein kleiner Bonito hat angebissen. Getötet, ausgenommen und filetiert kommt er ins Sackerl, und da beißt auch schon der nächste Bonito an. Perfekt, dieser ist auch um einiges größer als der Erste. Wunderbar,...

DIE ANDERE SEITE

Martina 24.2.2017 Mit dem Dingi queren wir den Tiputapass, um uns den alten und verschlafenen Teil von Rangiroa anzuschauen. Hier findet man keine Hotels oder Restaurants mehr, nur noch kleine Snackbuden. Einfache aber gepflegte Häuser, freundliche Polynesier und viele Kinder, denn in diesem Örtchen steht eine Grundschule und ein Gymnasium mit Internat. Alle Jugendlichen von den diversen Atollen, die ein Oberstufengymnasium besuchen wollen, leben von Sonntagabend bis Freitagmittag hier. Sie kommen per Flugzeug oder Schiff und sobald sie aufs Schiff steigen, legen sie ihre Rettungswesten an, so wie man bei uns den Sicherheitsgurt anlegt, ganz normal. Wir fragen in der Schule nach dem Unterrichtsgegenstand "Austernschalen schleifen und polieren"! Leider ist dieser Gegenstand bei unserer Ankunft am Freitag um 10:30 Uhr gerade vorbei, aber wir können gerne am Montag um 14 Uhr wieder kommen und dann dürfen wir mitschleifen. Dagmar und ich werden das auf jeden Fall ausprobieren.