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WILDER RITT

Florian

Unser Dingi war ja bereits bei unserer Abfahrt in schlechtem Zustand. Sämtliche Klebestellen haben sich aufgelöst. Luft ist ausgegangen. Zuletzt hatte ich mit drei Dosen Schlauchdichtungsmittel (zum Abdichten von Motorradschläuchen) samt mehreren Lagen Klebeband die hintere Spitze des rechten Luftkörpers dicht bekommen. Dazu musste ich das Dingi mit dem Behelfsfall ( ein Seil über eine Umlenkrolle am Mast, das zum Kranen verwendet werden kann) am Mast senkrecht aufziehen, das Ventil der rechten Luftkammer abschrauben, die drei Sprühdosen Kleber hineindrücken und durch entsprechende Verlagerung die Klebemasse ins rechte hintere Eck fließen lassen. Und – man staune! – es hat funktioniert. Seither mussten wir die Luftpumpe nicht mehr überlall mit dem Dingi mitnehmen, um nachzupumpen – das Dingi war wieder einmal dicht. Genauer gesagt Luftdicht; denn die Lenzöffnung war selbstverständlich ebenfalls undicht – und nicht dicht zu bekommen - , sodass wir immer ein Schöpfgefäß zu Dingi Ausfahrten mitnehmen mussten, um das eindringende Meerwasser auszuschöpfen.

Kurz gesagt war das letale Ende unseres alten Dingis nur mehr eine Frage der Zeit. Daher habe ich auf Mallorca ein neues Dingi gesucht. Einige Segler rieten mir, bis Gibraltar mit dem Kauf zu warten, da die Dingis dort (wegen Umsatzsteuerfreiheit) günstiger seien. Als ich mich nach langem Suchen für ein Zodiac 260 Rib Cadett entschieden hatte, habe ich versucht mit dem Zodiac-Händler in Gibraltar Kontakt aufzunehmen, doch weder mein e-mail noch das Telefon wurden beantwortet.

Auf Mallorca ist die Versorgung mit Marinezubehör jedoch perfekt. Ich habe bei zwei Händlern Preisanbote eingeholt und schließlich in Santa Ponca auf Mallorca zugeschlagen. Um EUR 1.840,00 kaufte ich ihm das Objekt der Begierde ab. Besser ein wenig mehr bezahlen, als bei dem bevorstehenden Exitus des alten Dingis irgendwo zu stehen, wo es keine Dingis gibt.


Und am 16.09. war es dann soweit. Wir hatten uns von Port Andratx in die nahe Bucht von Peguera verlegt, um den letzten Abend mit unserem lieben Freund Hans zu verbringen, den wir hier besucht hatten. Das neue Dingi wurde also ausprobiert und  - WELTKLASSE!! Mit seinem harten GFK-Boden kommt es sehr rasch ins Gleiten, die Füße stehen nicht im einsickernden Wasser, Luftpumpe und Schöpfgefäß können wir am Schiff lassen – es ist ein Vergnügen.


Nach einem netten Abschlussabend in Peguera samt Besuch im Lokal der steirischen Wirtin Hermine wachen wir bei Sonnenaufgang auf Grund des starken Schwells auf. Also Dingi an Bord, Anker auf und ab Richtung Ibiza. Der Wind war von der richtigen Richtung, zunächst mit 20 Knoten, dann abnehmend angesagt. Als wir aus der Bucht von Peguara hinausmotorten dachte ich, dass die Windvorhersage wieder einmal falsch war – kein Wind.

Als wir dann aber das offene Meer erreichten, änderte sich das ganz rasch. Mit Großsegel im ersten Reff und Fock statt Genua flog unsere ESPERANZA mit 6 – 7 Knoten nur so dahin. Leider kam die 2 – 3 Meter hohe Welle wie der Wind ebenfalls aus 100° Steuerbord, und so wurde es ein heftiger Ritt. Wellenberge hinauf und hinunter. Mehrfach spülte eine Welle übers Deck. Martina – nach 6 Tagen an Land wieder „wellenentwöhnt“ – fütterte die Fische und auch mir wurde ganz flau im Magen.



Nach 8 Stunden hatten wir 48 Seemeilen zurückgelegt und erreichten Ibiza, wo wir uns in eine der ersten Calas ( Bucht) an der Südseite vor Anker legten und einmal einige Stunden schliefen, bevor Martina uns ein wunderbares Abendessen zauberte. Die Lebensgeister waren zurückgekehrt. 

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GUTE GEFÄHRTIN

Martina Nachdem die Esperanza ihre dritte Weltumsegelung geschafft hat, möchte ich euch meinen Rückblick auf diese wunderschöne Zeit nicht vorenthalten. Wir sind als Ehepaar und perfektes Team losgesegelt. Jeder hatte seine Aufgaben und wir haben uns wunderbar ergänzt. Das Vertrauen sich auf den Anderen verlassen zu können war immer da. Ich habe trotz meiner Seekrankheit meine Aufgaben an Bord immer wahrgenommen, war immer mit Rat und Tat zur Stelle und habe zu vielen Verbesserungen und auch Vermeidungen von größeren Problemen beigetragen. Somit habe ich einen großen Anteil an dieser gelungenen Weltumsegelung von Florian beigetragen. In über 5 Jahren habe ich auf der Esperanza 25.215 Seemeilen zurückgelegt, das spricht für sich. Die letzten von Florian alleine gesegelten 7.842 Seemeilen haben ihm, wie er selbst schreibt, viel Angst und Anstrengung gekostet, und das obwohl er die langen Strecken mit sogar 2 Helfern an Bord zurückgelegt hat.   An dieser Äußerung ist deutlich zu erken...

AN DIE ARBEIT

Florian Um 6:00 Uhr war Tagwache - Helmut (der Schwiegerpapa) hat eh Jetlag. Die ersten Diagnosen - Starterbatterie, Amperemeter hinüber; die Bordbatterien sind o.k.. Also ab nach Colon neue Teile kaufen. In der Zwischenzeit dringt Helmut in die Tiefen der Bordelektrik vor. Im Schiff herrscht Großbaustelle - Martina verzupft sich auf das Nachbarschiff; auf der ESPERANZA kann sie nicht einmal in Spitzenschuhen stehen. Helmut bringt den Motor wieder in Gang; die Lichtmaschine gehört noch gebändigt und der Laderegler benötigt Aufmerksamkeit. Noch einiges ungelöst. Ich montiere das neue Amperemeter und vernichte dabei eine Sicherung (man soll nicht + mit - verbinden); schließlich funktioniert die neue Anzeige. Danach erklimme ich den Mast und montiere die neue UKW Antenne - die passt. Das gebastelte Ankerlicht baue ich ab - wir haben eine neue Dreifarbenlaterne samt Ankerlicht bekommen. Also morgen wieder in den Mast. Um 19:00 Uhr machen wir Schluss - ist eh schon dunkel - und Martina ...

ÜBERFAHRT NACH KOLUMBIEN

Martina 25.4.2015 Wir haben Kuba also wie geplant am 25.4. in der Früh verlassen. Vor uns liegen ca.580 sm und wir rechnen mit 5 Tagen und 4 Nächten. Zwischen Kuba, Haiti und Jamaika gibt es bekanntlicherweise entweder viel Wind oder nur umlaufende Schwachwinde. Unser Hauptaugenmerk lag aber auf die zu erwartenden Windverhältnisse vor dem Kap Aguja in Kolumbien. Denn am Festland ragt ein 5395 m hoher Berg in den Himmel. Dadurch entstehen hier laufend extrem starke Winde. Unter Seglern als eine sehr schwierige Strecke bekannt, Wind und Welle machen einem das Leben schwer. Es wird empfohlen den Bereich gut zu beobachten und mit einem Abstand von 100 sm zu umfahren. Schon mein Vater hat von einer seiner schwierigsten Überfahrten von den ABC Inseln (Curacao) nach Panama berichtet. In den Papierseekarten finden wir seine Wegpunkte mit einem Abstand von nur 50 sm. In unserer ersten Nacht auf der Höhe von Jamaika, kommt schön langsam Wind auf. 26.4.2015 Gleich nach der südöstlich von Jamaika ...