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DIE WAHRHEIT ÜBER KUBA

Florian

Sicherheitshalber veröffentlichen wir diese Zusammenfassung erst nach unserer Abreise!

Kuba ist interessant. Das ist das zerstörte Atomkraftwerk Tschernobyl auch. Schön sind sie aber beide nicht. Wer einen Urlaub in einem der Urlaubsressorts in Kuba verbringt lernt Kuba genausogut kennen als jemand, der seinen Sommerurlaub am Gletscher am Kitzsteinhorn verbringt und meint, er habe nun Österreich kennen gelernt. Die Touristenressorts sind für den einfachen Kubaner nicht zugänglich. Man muss wie die Einheimischen durchs Land fahren, auf die Märkte gehen und die Hinterhöfe und abgelegenen Bereiche der Städte besichtigen, um ein wenig vom wahren Kuba zu sehen. Und ich denke, das haben wir gemacht und ich kann folgende Feststellungen treffen:
1. Die so hoch gepriesene Freundlichkeit der Kubaner hängt fast ausschließlich mit deren Streben nach CUC (= Touristenwährung) zusammen. Wir haben praktisch niemanden kennen gelernt, der keinen finanziellen Hintergedanken gehabt hat. Und man wird ja permanent angesprochen, von wo man komme und in ein Gespräch verwickelt, an dessen Ende die Bitte nach Geld steht. Wir haben schließlich Albanien als unser Herkunftsland angegeben, da ist den Kubanern nichts eingefallen, womit sie uns in ein Gespräch verwickeln konnten.
2. Der Tourist wir nicht als Gast, sondern als Melkkuh betrachtet. Er bezahlt zumindest das zwanzigfache für Eintritte (wir haben für unser Karten für das kubanische Staatsballett das 62,5-fache bezahlt, als die Kubaner, die neben uns gesessen sind). Natürlich sind es für uns leistbare Beträge, aber ich hatte gedacht, dass nach der Sozialistischen Revolution auf Kuba sämtliche Menschen ideologisch als gleich betrachtet werden - das gilt offenbar nicht für Ausländer.
3. Da der Staat den Touristen ausnimmt, macht der einfache Kubaner dasselbe - wo immer es geht. Es ist schon erstaunlich, wie einfallsreich die kleinen Betrügereien (und Betrug ist es juristisch betrachtet natürlich) der Menschen hier sind, um dem Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Einige Beispiele: der Fahrer des Fahrradtaxis sagt einen Preis pro Stunde für zwei zu, beim Aussteigen gilt der Preis plötzlich pro Person und die Zeitabrechnung ist ein Stunde zu viel.
Im Restaurant erhalten wir zunächst ein Speisekarte mit Preisen wie in einem guten Wiener Restaurant von EUR 15,00 pro Speise aufwärts; auf entsprechende Nachfrage erhalten wir eine günstigere Speisekarte mit Pauschalpreisen um CUC 12,00 pro Menü; wir trinken daraufhin nur 2 Bier und erhalten die Rechnung CUC 4 + 10 % Tax  = CUC 5,00. Als mir dies auffällt, habe ich natürlich bereits die CUC 5 übergeben und erhalte kein Retourgeld. Auf meinen Vorhalt, dass 10 % von 4 nur 0,4 seien, teilt man mir mit, dass man so abgerechnet habe, da man kein Wechselgeld hat. Ich habe allerdings Wechselgeld und verärgert gibt man mir daraufhin einen CUC zurück. In einem anderen Restaurant erhalten wir erst auf Nachfrage die Speisekarte mit Preisen in einheimischen Peso Cubano, und das Bier kostet auf einmal nur 1,50 statt 2,50 (es hilft schon enorm, wenn man ausreichend Spanisch kann); die Restaurantrechnung macht daraufhin nur CUC 15,00 statt andernfalls CUC 30,00 aus. Beim Bierkauf im Einheimischenlokal bringt man uns das Bier in Tonhäferln statt in Gläsern und verrechnet man daraufhin 10 satt nur 6 Peso, wie angeschrieben. Auf meinen Vorhalt meint man, die Häferln seien größer (was offensichtlich nicht der Fall war). Die Standlerin am Markt, bei der ich zwei Stück Kuchen kaufe gibt mir auf einen CUC 5 Cent Wechselgeld zurück. Auf entsprechenden Vorhalt meint sie die Preistafeln der Kuchen seien vertauscht. Als sie diese richtig stellt, macht der Preis noch immer nicht so viel aus wie verrechnet; sie nimmt den Taschenrechner und - siehe da - die Rechnung macht 80 Cent aus. Sie gibt mir schließlich doch 20 Cent zurück und als ich meine, Touristen sind nicht dumm, ist ist sie verärgert. Es sind natürlich immer nur kleine Beträge für uns, nicht aber für sie. Ich habe zwar kein Problem ein wenig zu streiten, aber es wird mit der Zeit mühsam und man fühlt sich nicht wohl. 4. Die Sehenswürdigkeiten auf Kuba sind fast ausschließlich aus der Zeit vor der Revolution, es sei denn man findet kommunistische Denkmäler oder Paroleaufschriften schön. 99 % der ehemals prunkvollen Gebäude sind verfallen.


 Hier wird nicht renoviert sondern nur gestützt damit das Haus nicht zusammen bricht.




Ich denke aber, dass für Kuba Hoffnung besteht, da die Menschen wesentlich fleißiger sind, als wir auf den sonstigen karibischen Inseln gesehen haben und sie sind auch besser ausgebildet. Und alle Menschen, mit denen wir gesprochen haben, hoffen auf die Öffnung. Schließlich ist auch die Mauer einmal gefallen....
Es ist schon interessant, dass sämtliche Sehenswürdigkeiten von Havanna älter sind als 60 Jahre - abgesehen von all den Museen und Ausstellungsstücken, die sich mit der Revolution befassen. Auch ist interessant zu sehen, wie das System hier funktioniert; aber beeindruckend, oder positiv oder schön ist es nicht.

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