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ÜBERFAHRT NACH KOLUMBIEN


Martina

25.4.2015
Wir haben Kuba also wie geplant am 25.4. in der Früh verlassen. Vor uns liegen ca.580 sm und wir rechnen mit 5 Tagen und 4 Nächten.
Zwischen Kuba, Haiti und Jamaika gibt es bekanntlicherweise entweder viel Wind oder nur umlaufende Schwachwinde. Unser Hauptaugenmerk lag aber auf die zu erwartenden Windverhältnisse vor dem Kap Aguja in Kolumbien. Denn am Festland ragt ein 5395 m hoher Berg in den Himmel. Dadurch entstehen hier laufend extrem starke Winde. Unter Seglern als eine sehr schwierige Strecke bekannt, Wind und Welle machen einem das Leben schwer. Es wird empfohlen den Bereich gut zu beobachten und mit einem Abstand von 100 sm zu umfahren. Schon mein Vater hat von einer seiner schwierigsten Überfahrten von den ABC Inseln (Curacao) nach Panama berichtet. In den Papierseekarten finden wir seine Wegpunkte mit einem Abstand von nur 50 sm.
In unserer ersten Nacht auf der Höhe von Jamaika, kommt schön langsam Wind auf.

26.4.2015
Gleich nach der südöstlich von Jamaika vorgelagerten "Albatross Bank" ändern wir unseren Kurs nach Süden. Nun haben wir freie Bahn bis Cartagena.


Um 9:30 heißt es Motor stop, wir setzen Groß und Genua und jetzt startet unsere Esperanza deutlich durch. So schaffen wir doch noch ein Etmal von 114 sm. Der Wind nimmt im Laufe des Tages deutlich zu und so refft Florian vor Sonnenuntergang sicherheitshalber das Großsegel.

27.4. 2015

Die Überfahrt wird sehr anstrengend, da wir ab jetzt sehr viel Wind und blöde hohe Wellen bekommen. Es ist nicht gefährlich aber einfach extrem unruhig, es haut uns hin und her, und wir werden so richtig durchgeschüttelt. Die Esperanza bekommt immer wieder heftige seitliche Brecher ab, und der Knall an die Bordwand lässt einem manchmal den Atem anhalten. Durch die ständigen Brecher die überkommen wird die Esperanza von einer Salzkruste überzogen und alles wird salzig feucht - sowohl innen als auch außen - sehr unangenehm. Wir sind angespannt und lauschen ob wir irgendwo Wasser im Schiff plätschern hören. Nichts, unsere Esperanza pflügt völlig unbeeindruckt durch die 3 Meter hohen Wellenberge. Wir tauschen den zu schwachen, gekauften Autopiloten gegen den selbst gebauten von meinem Vater, denn der ist viel stärker und kommt mit diesen unwirtlichen Bedingungen problemlos zu recht. Selbst Florian, der an allem etwas Positives finden kann meint: "Das ist wirklich eine scheiß Fahrerei." Mir ist natürlich wieder kotzübel und ich liege wieder flach. Auch Florian schläft nur mehr im Salon am Boden.


Er wärmt das vorgekochte Erdäpfelgulasch auf, doch ich bringe gerade einmal drei Löffel runter. Lieber doch wieder Wasser und Brot, das habe ich gestern mit viel Disziplin am Boden sitzend per Hand geknetet und während meiner Nachtwache gebacken. Heute bin ich froh, denn irgend etwas muss ich ja essen.

28.4.2015

Der Albtraum geht weiter, wir kämpfen uns durch und freuen uns, dass wir schon 448 sm zurückt gelegt haben. Das Gute an viel Wind ist, dass man auch schneller weiter kommt. Am Schiff ist - bis auf die Feuchtigkeit - alles in bester Ordnung, keine Schäden, keine Unfälle nichts Unangenehmes, das gibt uns Mut. Florian ladet sich die neuen und aktuellen Wetterdaten herunter, und diese zeigen eine neuerliche Flaute ab dem späteren Nachmittag. Flaute wollen wir natürlich auch wieder nicht, denn das bedeutet wieder motoren, da wir uns ungerne in der alten Dünung herumschaukeln lassen wollen. Uns Seglern kann man es einfach nicht recht machen. Zuviel Wind ist schlecht, zu wenig ist auch schlecht. Um 19 h haben wir den Salat, der Wind ist weg, aber erfreulicherweise hat sich auch die Welle sehr rasch abgebaut. Segel wieder einpacken und wir motoren hoffentlich in unsere letzte Nacht. Noch 143 Sm to go.

29.4.2015

Unser erbärmliches Etmal von 111 sm lässt keine Zweifel offen. Wir kommen frühestens heute Nacht in Cartagena an. Nachtankunft - unbekannter Hafen - das sind Komponenten, die wir gar nicht gerne haben. Aber es wird uns nicht erspart bleiben, denn Wunder gibt es keine, wir können keine 12 Knoten fahren. Florian kümmert sich sehr gewissenhaft um unseren braven Motor. Alles wird kontrolliert und er bekommt auch einen kräftigen Schluck frisches Motoröl, wir wollen ihn ja bei guter Laune halten.
Wir werfen wieder unsere Angel aus, denn noch ein frischer Fisch wäre schon toll. Tatsächlich fangen wir nach kurzer Zeit einen netten kleinen aber köstlichen Kingfisch.


Ein kurzes Windintermezzo von drei Stunden am Nachmittag mit einem völlig untypischem Westwind bereitet uns drei Stunden Weltklassesegeln und erspart uns eine Ankunft um 3 h Früh. Realistisch wurde jetzt eine Ankunft bei der Hafeneinfahrt um 23 h. So war es dann auch. Von Weitem sehen wir ein rotes Blinklicht der Einfahrt, wir pirschen uns langsam an. Florian mit der Karte, Tiefenmesser, Kartenplotter und dem Fernglas, und ich mit einem Scheinwerfer am Bug. Wir suchen und suchen die grüne Einfahrtsboje, können sie aber nicht finden.
Rasch werden Erinnerungen wach, als wir bei einem Übungstörn in Kroatien ebenfalls die Einfahrtsbojen gesucht haben. Damals hat sich unser Segellehrer Fritz beschwert, dass wir unsere Fahrt stark verringerten, um in Ruhe in der Nacht die gewünschten Leuchtfeuer zu erspähen. Ätsch, die waren ausgefallen Natürlich wusste das unser Segellehrer, hat es uns aber nicht gesagt. Heute bin ich froh, denn das war eine gute Schule.

Wir wollten die Suche schon fast aufgeben und vor der Hafeneinfahrt ankern, als ich dann doch eine Boje entdeckte. "Ich hab sie, ich hab sie!" rief ich. Florian fragt: "Ist sie auch wirklich grün?" "Ich glaube schon" war meine für einen Rechtsanwalt und Kapitän ziemlich unpräzise Antwort. "Glauben ist zu wenig, ist sie grün oder nicht?" "Fahr bitte noch etwas langsamer und noch etwas näher", war meine Bitte. Nun konnte ich mit einer 95% Sicherheit sagen, dass die Boje grün ist, und somit war die sehr schmale Hafenbeckeneinfahrt durch die bis knapp unter die Wasserobefläche reichenden Wellenbrecher gefunden. Das grüne Licht war wie bei unserer Fahrt in Kroatien einfach kaputt.


An einem vor Anker liegenden Tanker vorbei führte uns der Wasserweg dann noch weiter hinein in die tief eingeschnittene Bucht mit einer großen Untiefe in der Mitte. Die war aber dann perfekt befeuert und so konnten wir um 24 h den Anker gleich neben dem Frachthafen in Cartagena fallen lassen.


Details: 587 sm in 110 Stunden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,33 Sm


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