Direkt zum Hauptbereich

DIE REPARATUR

Florian: 

Das blöde bei Motorproblemen ist, wenn man die Ursache nicht kennt. Jetzt kenne ich einen Motor zwar prinzipiell, aber ein Fachmann bin ich natürlich nicht. Ich habe nur zwei Hände und ein logisch funktionierendes Gehirn. Wenn ein Motor überhitzt, dann kühlt er nicht ausreichend. 

Also Kühlschläuche kontrolliert. Wir haben eine Zweikreiskühlung; ursprünglich hatte das Schiff eine Einkreiskühlung. Nachdem die Kühlwasserpumpe läuft und ich die Schläuche direkt an den Motorblock angeschlossen hatte und beim hinteren Ende nur ein kleines Rinnsal Wasser herauskam nahm ich an, dass der Motor mit Kalk verlegt sei. Der Mechaniker, der am Morgen den Motor inspizierte meinte nur, ich solle an der Stirnseite den Deckel abschrauben und kontrollieren. Als ich das mache, stelle ich fest, dass dort ein Thermoventil eingebaut ist. Eigentlich eh klar – ist das Wasser noch kalt, bleibt das Ventil zu und der Motor kommt rasch auf Betriebstemperatur; ist der Motor dann warm, öffnet sich das Ventil und mehr Kühlwasser fließt und schützt (besser gesagt sollte) den Motor vor Überhitzung. Kein Wunder also, dass kein Wasser aus dem kalten Motor herausgekommen ist, obwohl ich auf der anderen Seite die Pumpe mit voller Kraft hineinpumpen lasse: das Ventil ist bei kaltem Motor logischerweise geschlossen. Ich baue also dieses Ventil aus, finde am Schiff in der Motorkiste noch zwei weitere gebrauchte Ventile auf einer Schachtel der Vermerk „defekt“ – aber geh!?! Da bin ich eh gleich misstrauisch und denke, dass das wohl kein neues Problem ist. 
Auf zum Volvo Penta Mechaniker. Als ich ihm das Ventil zeige macht er eine wegwerfende Handbewegung. Nach einigem hin und her verstehe ich, was er zu erklären versucht. Das Ventil ist nur in kalten Gewässern notwendig. In warmen Gefilden kann man es weglassen. Gesagt – getan. Nachdem ich den Motor wieder zusammenbaue, alle Schläuche an die vorgesehenen Ein- und Auslässe montiere – start frei für den Testlauf. Maschine läuft, wir starren gespannt auf den Thermometer. Die Temperatur bleibt unter 80 Grad. Ich lege den Retourgang ein und wir lassen den Motor eine Stunde unter Belastung arbeiten – Temperatur bleibt konstant – gewonnen!!!




Jetzt rückblickend betrachtet und  nach gelöstem Problem denk ich, dass das Bier gestern zwar wirklich hervorragen war, aber womöglich ja doch nicht das Beste meines Lebens. Da waren ja auch noch die 6 Bier nach meinem 800 m Sieg bei der Masters EM, als ich alle meine Final-Konkurrenten eingeladen habe und nur einer erschienen ist (daher jeder von uns 6 Bier) – die waren auch wirklich sehr, sehr gut. Oder aber mein Prüfungsbier: nach jeder bestanden Prüfung an der Uni ein Bier und eine Tafel Schokolade – die waren auch gewaltig. Irgendwie ist das dann ja auch der Sinn und Zweck unserer Weltumsegelung, dass es Situationen gibt, in denen man meint, das beste Bier seines Lebens getrunken zu haben. Ich kann derzeit allerdings gerne einige Zeit darauf verzichten….

Beliebte Posts aus diesem Blog

ÜBERFAHRT RANGIROA

20./21.02.2017 Florian Rangiroa ist das übernächste Atoll, es ist das größte Atoll der Tuamotus. 75 sm sind es vom Pass in Apataki zum östlichen Pass Tiputa von Rangiroa, zu viel für einen Tag also müssen wir eine Nachtfahrt einlegen. Um 15:30 Uhr gehen wir Anker auf – oder zumindest versuchen wir es, denn nach dem Sturm hat sich die Kette unseres Hauptankers kunstvoll um einige Korallenköpfe gelegt. Ich muss zwei Mal Tauchen gehen, um unsere Kette zu befreien – auf 12 Metern nicht ganz einfach, aber nach 20 Minuten sind wir frei. Der Pass Tehere von Apataki zeigt sich von seine freundlichen Seite; 3,5 Knoten auslaufende Strömung und wenig Welle – kein Problem. Draußen setzen wir alle Segel, die wir haben und drehen unseren Bug nach Nordwesten. Der Wind ist leider leichter als angesagt, und so müssen wir mehr anluven als es unserem Kurs entspricht und wir benötigen, um im Norden an Arutua vorbeizukommen. Die CINDERELLA eilt uns voraus und so geht es in die Nacht. Diese ist sternenklar ...

PAZIFIKÜBERQUERUNG 19.TAG

Martina 6.5/7.5.2016 Wir erleben einen traumhaften und überaus angenehmen Segeltag. Der Wind bietet uns ca.12 Knoten von Achtern und so schmiegt sich die Esperanza mit 6 Knoten über die Wellen. Keine schlagenden Segel, die uns quälen und wir kommen wirklich gut weiter. Ich sitze wie auf einem Kreuzfahrtschiff am Oberdeck und lese in meinem Buch "Der Schwarm". Dieses Buch hat mir eine liebe Freundin im Sommer geschenkt, und ich habe mir diesen Wälzer mit 989 Seiten für die Pazifiküberquerung aufgehoben. Ist sehr spannend aber auch beängstigend, handelt es doch von unkontrollierten Veränderungen auf den Weltmeeren. Unsere beiden Angeln werden täglich in der Früh ausgeworfen, und bei Einbruch der Dunkelheit wieder eingeholt. Gestern hatten wir ein besser getimtes Angelglück. Ein kleiner Bonito hat angebissen. Getötet, ausgenommen und filetiert kommt er ins Sackerl, und da beißt auch schon der nächste Bonito an. Perfekt, dieser ist auch um einiges größer als der Erste. Wunderbar,...

DIE ANDERE SEITE

Martina 24.2.2017 Mit dem Dingi queren wir den Tiputapass, um uns den alten und verschlafenen Teil von Rangiroa anzuschauen. Hier findet man keine Hotels oder Restaurants mehr, nur noch kleine Snackbuden. Einfache aber gepflegte Häuser, freundliche Polynesier und viele Kinder, denn in diesem Örtchen steht eine Grundschule und ein Gymnasium mit Internat. Alle Jugendlichen von den diversen Atollen, die ein Oberstufengymnasium besuchen wollen, leben von Sonntagabend bis Freitagmittag hier. Sie kommen per Flugzeug oder Schiff und sobald sie aufs Schiff steigen, legen sie ihre Rettungswesten an, so wie man bei uns den Sicherheitsgurt anlegt, ganz normal. Wir fragen in der Schule nach dem Unterrichtsgegenstand "Austernschalen schleifen und polieren"! Leider ist dieser Gegenstand bei unserer Ankunft am Freitag um 10:30 Uhr gerade vorbei, aber wir können gerne am Montag um 14 Uhr wieder kommen und dann dürfen wir mitschleifen. Dagmar und ich werden das auf jeden Fall ausprobieren.