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PLANUNG UND WIRKLICHKEIT

Florian:

Vulcano ist eine nette Urlaubsinsel – Karibikflair: viele bunte Geschäfte, jede Menge kleine Restaurants und Bars, lebhaftes Treiben auf den wenigen Straßen. Alles hier ist Urlaub – Menschen nur mit Badehose und Badeschlapfen  überall, Mopeds, Fahrräder, einige Autos; die Fähren, die hier im 15 Minutentakt anlegen karren Urlauber her und wieder weg; Fetzengeschäfte für die 52 % weibliche Urlauber. Wer einen Erholungsurlaub braucht, der ist auf Vulcano richtig – mir gefällts. Leider finden wir keinen Zehenring für Martina; in der Boutique hatte sie so etwas zwar einmal und die Verkäuferin sucht in den hintersten Laden, findet aber nicht mehr. Die Zehenringe dürften schon wieder fürchterlich out sein – Martina will trotzdem einen.
Wir haben die Südostbucht von Vulcano gewählt, direkt vor dem einzigen Ort der Insel, um die Nacht abzuwettern – starker Wind ist angesagt. So haben wir uns eben mit dem Stockanker verkattet und der Wind war auch entsprechend stark – über 20 Kn am Ankerplatz.

Wolkenstimmung vor dem Starkwind
Nach gut überstandener Nacht gehen wir Anker auf – der Plan ist Sardinien. Die Grib-files zeigen Nordwind, wenn auch nicht stark. So nehmen wir zunächst noch unter Motor die Meerenge zwischen Vulcano und Lipari in Angriff – na Halleluja – die Dünung von letzter Nacht steht noch in der nur ca. ½ sm breiten Meerenge; die Düse macht das ihrige dazu; es wird ungemütlich; auch unter Segel haut´s uns hin und her. Also Halse, und demütig retour. Nach der Durchfahrt nehmen wir im Wind- und Wellenschatten von Lipari Kurs N, mal sehen, was nach Lipari am offenen Meer los ist. Nachdem wir Lipari achtern lassen, das gleiche Spiel. Welle 2-3 m, Wind 20-25 Knoten aus West/Nordwest – Sardinien ist gestorben.
Also nehmen wir Kurs auf Stromboli. Vorbei an Panarea und den Felsen von Basiluzzo reiten wir unter 2. Ref im Groß  und 1. Ref in der Fock mit 5-6 kn bei akzeptabler Welle von querab Richtung Stromboli. Vor Stromboli überrascht uns eine Windhose,wir können sehen wie sie bis an die Wasseroberfläche geht und das Meerwasser in die Höhe wirbelt, aber Gott sei Dank bleibt sie uns fern.


Stromboli ist wesentlich höher als Vulcano, so bei 800 – 900 m; ich rechne mit gutem Wind- und Wellenschatten. Beim Passieren des Kaps dreht der Wind leider nicht uns nach, sodass er aus achtern käme, nein, der Wind entscheidet sich um das nordöstliche Kap zu drehen und kommt uns daher direkt auf die Nase. Also Segel geborgen und Ankerplatz gesucht. Gar nicht einfach – nur schmale Strandstreifen, wenig Platz zum ankern. Wir versuchen es auf 15 Metern; die Stelle ist nicht so gut, aber man muss nehmen was es gibt. Da ruft Martina: „ Anker geht nicht“. Andere Ankerbedienung her – geht auch nicht. Martina ist nervös. Mich bringt aber so schnell nichts mehr aus der Ruhe. Martina ans Steuer – Weghalten vom Land lautet die Devise. Ich schau mir die Ankersicherung an – 100 Amperesicherung durchgeschmolzen. Also neue Sicherung hinein – und der Anker schnurrt wieder.
Wir verlegen uns an einen besseren Platz und nach dem zweiten Versuch liegen wir perfekt. Nicht zu nah am Strand, nicht zu nah bei den andere Schiffen; Anker auf 8 m Tiefe im schwarzen Vulkansand, 40 Meter Kette – so passts.

Wir Ruhen uns nach dem durchrittenen Tag aus. Doch nach einigen Stunden packt mich der Entdeckergeist – also Dingi ins Wasser und ans Ufer gepaddelt, um Stromboli auszukundschaften.
Stromboli ist nobler als Vulcano. Keine Autos, nur italienische Dreiradler (in Indien wären das Tuc-Tucs), 80 % elektrisch und Roller, auch hauptsächlich elektrisch. Die Gassen eng bis ganz eng. Der Ort Stromboli liegt auf einem Hügel – malerisch wie Zuckerguss. Eine wunderschöne Kirche samt prächtigem Vorplatz mit Panoramablick; viele Restaurants – alle mit Panoramablick; Künstlerläden, Bioeis – erinnert mich an eine Ansammlung braun gebrannter, hauptsächlich kahlköpfiger Bankdirektoren um die 70 in weißen Leinenhosen und sockenlosen Lederhalbschuhen (also sehr chic), die hier ausgestiegen sind, um sich mit Anfertigung und Verkauf von Kunsthandwerk die Pension geschäftig zu gestalten. Wer Kitzbühel beim Hahnenkammrennen und/oder Arlberg zur Hauptsaison mag, der wird sich hier wohlfühlen – es ist aber auch wirklich nett und im Gegensatz zu anderen Inseln wesentlich sauberer und gepflegter.
Wir spazieren die ca. ½ km lange „Hauptstraße“ vom Ort zurück Richtung Hafen und paddeln wieder zurück auf unser Schiff. Da plötzlich leuchtet der Vulkan rot auf – sieht toll aus.
Die Nacht wird uns dann noch versüßt von der unmittelbar über uns am Strand befindlichen Disco. Wir dachten schon, da kommt keine, weil um 22 Uhr, als wir von unserer Erkundungstour zurückkamen, niemand sichtbar war. Aber um – geschätzt – 23 Uhr haben uns die Bässe mit 1000 Watt aus der Koje gehoben – bis 5 Uhr Früh. Werden wir schön langsam zu alt für so etwas???

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