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ÜBERFAHRT

 Florian

Langstreckensegeln ist wie Langstreckenlauf – nur nicht die Meilen zählen. Irgendwann kommt man an. Die Geduld wird gefordert. Ibiza nach Gibraltar sind ca. 360 sm. Wir hofften in vier Tagen (also drei Nachtfahrten) dort zu sein.

Die Windvorhersage von unseren Gribfiles (www.ugrib.com = amerikanisches Windvorher-sageprogramm) war hervorragend für die Fahrt nach Gibraltar. 10 – 20 Knoten von Ost, sodass wir schnell vorankommen sollten; ja, ja SOLLTEN.

Tatsächlich war der Wind wesentlich schwächer als vorhergesagt. Und so schlugen unsere Segel, sodass wir diese schließlich bergen mussten. Nur mit Motor ging es durch die erste Nacht nach Südwest. Ab Mitternacht reduzierte sich unsere Geschwindigkeit von 5 Knoten auf zunächst 4 und dann nur 3,5 Knoten. Offensichtlich gibt es an der Ostküste Spaniens Höhe Cartagena eine Strömung von 1 – 1,5 Knoten nach Nordosten – also uns genau entgegen. Mühsam, mühsam krochen wir voran. Am Morgen des 21.09. – nach 24 Stunden seit Anker auf – hatten wir 103 Seemeilen zurückgelegt – alles unter Motor.

Meine Berechnungen beruhigten uns: unser Dieseltank fasst ca. 300 Liter, wovon wir nur 250 Liter verbrauchen, um nicht den unten abgesetzten Dreck in die Spritleitung zu bekommen. Ich rechne mit 2,5 Litern Diesel pro Stunde, also 100 Motorstunden; tatsächlich war unser Spritverbrauch immer zwischen 2,1 und 2, 3 Litern Pro Stunde. Also doppelt sicher gerechnet, damit uns nicht der Sprit ausgeht.
Auch am 21.09. hofften wir auf den vorhergesagten Wind. Neuerliche Abfrage der Gribfiles über mein Iridium Satellitentelefon als Modem (nach dem fünften Versuch hat es endlich geklappt; wie hat der Verkäufer gesagt: „ Das ist überhaupt kein Problem“. Doch der erfahren Computernutzer weiß: „Es ist immer ein Problem mit diesen Computerdingern“): der Wind sollte im Laufe des 21.09. bis auf 15 Knoten zunehmen und am Morgen des 22.09. auf ca. 15-20 Knoten ansteigen, von Osten also für uns genau von achtern. Na schau ma mal.

Und dann völlig aus dem Nichts zischt die Spule von der Angelrute mit einem Affenzahn – ein großer Fisch am Haken! Ich beeile mich zur Angelrute und versuche die Spule aufzuhalten. Peng! Knallt die Kurbel auch schon schmerzvoll auf meinen Daumen und dann spult sie nicht mehr ab. Das Fischen muss ich erst noch lernen!  Unser Köder war weg, samt Vorfach. Also einen neuen Köder angebracht; in Form einer Sardine – vom Verkäufer in La Castella/Italien empfohlen. Angel wieder ausgebracht. Und man glaubt es nicht, eine Stunde später zischt schon wieder die Spule. Diesmal drehe ich die Bremse vorsichtig stärker. Als der Fisch nachlässt spule ich die Angelschnur auf; als er zieht, lasse ich sie wieder auslaufen. So geht das einige Male hin und her, aber nach fünf Minuten habe ich eine schöne Goldmakrele am Haken. Martina holt unser Netz und fischt sie aus dem Wasser, damit sie nicht schon wieder abhaut, wie vor einigen Wochen. War ja doch gut damals keine Fetzen sondern ein Netz zu kaufen.



Und dann liegt sie in unserer Plicht. Unser erster selbst gefangener Fisch!! Ausnehmen darf ich ihn, Martina mag das gar nicht; ihre Aufgabe wird dafür das Braten sein.

Bärlauchnudeln mit Regenbogenmarkrelenfilet


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