Es war Zeit weiterzuziehen. Eine Schlechtwetterfront kündigte sich an. Also wieder Wetterprognosen studieren. Wenn wir nicht rasch weitersegeln, dann sind wir eine weitere Woche auf Lanzarote gefangen.
Also entschließen wir uns kurzerhand aufzubrechen. Die Nervosität steigt dadurch in der Sekunde. Letzte Vorbereitungen, Wasser bunkern, Vorräte verstauen, Martina kocht noch ein und alles wieder segelfertig machen.
Am 27.10. legen wir um 9:00 Uhr ab. Kurs 203° nach Fuerteventura in die Marina von Gran Tarajal. Der Wind pfeift uns um die Ohren als wir aus der Marina von Arrecife ausfahren. Das Groß mit Bullenstander und die Genua ausgebaumt fliegen wir „Buttterfly“ mit 6-7 Knoten nach Süden. Immer wieder ziehen schwarze Wolken über uns hinweg, lassen auch Regen auf uns prasseln, „verdrehen“ uns aber leider mehrfach den Wind, sodass wir Kurs ändern müssen. Auch reduziert sich der Wind in solchen Phasen jeweils so stark, dass die Segel zu schlagen anfangen – unangenehm. Wir müssen eine Strecke von 57 sm zurücklegen und es wird um 20:00 Uhr dunkel; wir haben also keine Zeit zu verspielen. In diesen Gegenden will man nicht bei Dunkelheit in einen Hafen oder ein Bucht einlaufen.
Wir passieren den Kanal zwischen Lanzarote und Fuerteventura sowie die Isla de Lobos in entsprechend großem Abstand und entziehen uns dadurch ein wenig der Turbulenzen in Küstennähe durch Fallwinde und Düseneffekte. Als der Wind uns durch denn Durchzug einer Regenwolke dann wieder einmal im Stich lässt stehen wir drei Meilen vor Porto Rosario. Wir bewegen uns lediglich mir 3,5 bis 4,5 Knoten voran – zu langsam! Ich studiere die Karten, ob wir dort ankern können. Als ich die Entscheidung fast schon getroffen habe hebt der Wind wieder an und wir fliegen weiter mit 6- 7 Knoten nach Süden – so passt´s.
Plötzlich tauchen Delphine auf, zuerst 10, dann 20 und dann mehr als hundert begleiten uns über eine halbe Stunde. Sie surfen in unserer Bugwelle, springen aus den Wellen hervor, schlagen dabei einen Salto und knallen beim Eintauchen mit der Schwanzflosse auf das Wasser. Offenbar gibt es auch bei Delphinen immer wieder neue coole Kunststücke unter den Halbwüchsigen – so etwas haben wir jedenfalls noch nie gesehen. Martina steht am Bugspriet und filmt wie wild, was sich leider auf ihren Magen schlägt.
In weiterer Folge sitzt sie wieder eher stumm in der Plicht, kaut an einem Stück trockenem Brot und hat den Kübel in Griffweite.
Und dann sind wir am Kap und drehen in westliche Richtung ab Richtung Gran Tarajal. Steil und schroff fällt die Küste hier ins Meer. Kurz vor der Marinaeinfahrt passieren wir noch eine Bucht mit hervorragender Düse für den Wind und da sehen wir auch schon bedenklich viele Schaumkronen herannahen. Es bläst uns heftig um die Ohren und die Gischt fliegt übers Deck. Zum Glück haben wir rechtzeitig Segelfläche verkleinert und dennoch segeln wir mit Groß und Fock bis zu 7 Knoten 60° am Wind.
Als wir die Bucht passiert haben legt sich der Wind ein wenig; Fock einrollen, Motor starten, Groß einholen und dann motoren wir auch schon in das Hafenbecken der Marina. Man weist uns einen Platz zu – natürlich starker Seitenwind zu unserem Platz – und es verdreht uns auch schon den Bug beim Anlegemanöver. Nach zwei Anfahrten klappt es mit vereinten Kräften der am Steg stehenden Segler dann doch, und wir liegen sicher an unserem Platz. Es dämmert bereits erheblich und nachdem wir uns ordentlich vertäut haben ist es stockdunkel – keine Sekunde zu früh angekommen.
Wir fallen einander in die Arme, genießen unser „Ankunftsbier“ und fallen anschließen müde in unsere Kojen. In der Nacht ziehen zwei heftige Stürme mit Starkregen über uns hinweg, die mich aufwecken und die Vertäuung unseres Schiffes kontrollieren lassen. Wieder einmal hat es der liebe Gott gut mit uns gemeint und die Stürme zurückgehalten bis wir in Sicherheit waren.