Direkt zum Hauptbereich

Atlantiküberquerung 10. Tag

Florian

Es war eine harte Nacht. Der Autopilot hat mehrfach den Kurs verloren, sodass wir aufspringen, hinauslaufen und das Schiff wieder auf Kurs bringen mussten - und das in Squalls mit bis bis zu 30 Knoten Wind und Welle von 4-5 Metern; es war nicht lustig. Bis 2 Uhr früh versuchten wir irgendwie einen zuverlässig funktionierenden Autopiloten herzustellen - vergebens. Durch stark gereffte Segeln konnte der Autopilot die ESPERANZA recht und schlecht in der Spur halten. Um 1/2 3 Uhr früh - völlig fertig - entschieden wir, morgen (also heute) weiterzumachen und genehmigten uns jeder 2 Stunden Schlaf, während der andere den Autopiloten überwachte.

Heute Morgen dann wieder Großreparaturtag der diversen Bestandteile des Autopilots. Herzlichen Dank für all die SMS mit guten Tipps. Derzeit nichts weiter in Richtung Kohlen nötig. Das Anlöten der Kohlen funktioniert halbwegs. Baugleiche Kohlen für den entsprechenden Elektromotor gibts nur in der Zivilisation - nicht am Atlantik; daher muss ich mit den Reservekohlen mein Glück versuchen. Ihr glaubt ja nicht, was es bei den Reparaturversuchen alles an Schwierigkeiten gibt: kaum hat man etwas geschafft, dann passt etwa der Zahnkranz von der Nabe des einen Elektormotors nicht auf den anderen und man muss irgendeine Verdickung basteln- Martina hat das genial geschafft! Dann reißt beim einen Ersatzmotor die Halterung für die eine Kohle ab - mal sehen, ob ich die irgendwie anlöten kann; eher kann ich diesen Motor nun komplett vergessen.

Schließlich schaffte ich es den zweiten - neuen - Ersatzmotor, der für die derzeit im Einsatz befindliche Schubstange vorgesehen ist  so zu adaptieren, dass er in die andere Schubstange passt (ich möchte ja nicht die eine halbwegs funktionierende Schubstange außer Dienst stellen, nur um den Motor zu tauschen). Und es sah gut aus. Die andere Schubstange funktionierte im Testlauf und so ersetzen wir die im Einsatz befindliche problematische Schubstange gegen die mit dem neuen Motor zusammengebaute. Es funktionierte - wir jubelten!!! Ein Dankesgebet und wir waren unendlich erleichtert und glücklich.

Keine Stunde später setzte die neue Schubstange aus und ließ sich nicht mehr in Gang bringen - wie gewonnen so zerronnen. Alte Schubstange wieder heraus und weiter Zittern. Der Test am neuen Elektromotor ergab, dass er einmal läuft und einmal nicht - also völlig unzuverlässig ist. Woran das liegt wisssen wir nicht. Weiß es jemand von euch da draußen??? (Bitte SMS mit Ratschlägen) Wir lassen ihn jetzt jedenfalls einige Stunden in jede Richtung laufen und hoffen, dass er sich einläuft und so an seine zu verrichtende Arbeit gewöhnt, damit er auch funktioniert, wenn er in der Schubstange tätig sein soll. Derzeit läuft die alte "Problemschubstange" allerdings ausnahmsweise problemlos.

Ich habe zwischenzeitlich auch eine"russische Lösung" konstruiert. Mit einer alten 12 Volt Bohrmaschine und einigen Schlauchbindern zur Befestigung an der Schubstange sollte ich den Autopilot bedienen können - ich hoffe ich muss es nie ausprobieren!!


Das Gute an all der Tätigkeit ist, dass die ESPERANZA völlig unbeeindruckt Meile um Meile herunterspult. Das Wetter ist derzeit auch erstaunlich gut - fast keine Squalls - die Welle von achtern und ein wenig Sonne; tut dem Gemüt gut.

12:00 UTC etmal 138 sm, Position 14°16´N 041°18´W

Heute Nacht sollten wir die halbe Strecke zurückgelegt haben!! Ich hoffe wir können das verschlafen und müssen nicht den Autopilot "babysitten" (ist leider nicht so witzig wie es klingt). Ab dann geht es bergab - was für ein wunderbarer Gedanke.

Beliebte Posts aus diesem Blog

ÜBERFAHRT RANGIROA

20./21.02.2017 Florian Rangiroa ist das übernächste Atoll, es ist das größte Atoll der Tuamotus. 75 sm sind es vom Pass in Apataki zum östlichen Pass Tiputa von Rangiroa, zu viel für einen Tag also müssen wir eine Nachtfahrt einlegen. Um 15:30 Uhr gehen wir Anker auf – oder zumindest versuchen wir es, denn nach dem Sturm hat sich die Kette unseres Hauptankers kunstvoll um einige Korallenköpfe gelegt. Ich muss zwei Mal Tauchen gehen, um unsere Kette zu befreien – auf 12 Metern nicht ganz einfach, aber nach 20 Minuten sind wir frei. Der Pass Tehere von Apataki zeigt sich von seine freundlichen Seite; 3,5 Knoten auslaufende Strömung und wenig Welle – kein Problem. Draußen setzen wir alle Segel, die wir haben und drehen unseren Bug nach Nordwesten. Der Wind ist leider leichter als angesagt, und so müssen wir mehr anluven als es unserem Kurs entspricht und wir benötigen, um im Norden an Arutua vorbeizukommen. Die CINDERELLA eilt uns voraus und so geht es in die Nacht. Diese ist sternenklar ...

PAZIFIKÜBERQUERUNG 19.TAG

Martina 6.5/7.5.2016 Wir erleben einen traumhaften und überaus angenehmen Segeltag. Der Wind bietet uns ca.12 Knoten von Achtern und so schmiegt sich die Esperanza mit 6 Knoten über die Wellen. Keine schlagenden Segel, die uns quälen und wir kommen wirklich gut weiter. Ich sitze wie auf einem Kreuzfahrtschiff am Oberdeck und lese in meinem Buch "Der Schwarm". Dieses Buch hat mir eine liebe Freundin im Sommer geschenkt, und ich habe mir diesen Wälzer mit 989 Seiten für die Pazifiküberquerung aufgehoben. Ist sehr spannend aber auch beängstigend, handelt es doch von unkontrollierten Veränderungen auf den Weltmeeren. Unsere beiden Angeln werden täglich in der Früh ausgeworfen, und bei Einbruch der Dunkelheit wieder eingeholt. Gestern hatten wir ein besser getimtes Angelglück. Ein kleiner Bonito hat angebissen. Getötet, ausgenommen und filetiert kommt er ins Sackerl, und da beißt auch schon der nächste Bonito an. Perfekt, dieser ist auch um einiges größer als der Erste. Wunderbar,...

DIE ANDERE SEITE

Martina 24.2.2017 Mit dem Dingi queren wir den Tiputapass, um uns den alten und verschlafenen Teil von Rangiroa anzuschauen. Hier findet man keine Hotels oder Restaurants mehr, nur noch kleine Snackbuden. Einfache aber gepflegte Häuser, freundliche Polynesier und viele Kinder, denn in diesem Örtchen steht eine Grundschule und ein Gymnasium mit Internat. Alle Jugendlichen von den diversen Atollen, die ein Oberstufengymnasium besuchen wollen, leben von Sonntagabend bis Freitagmittag hier. Sie kommen per Flugzeug oder Schiff und sobald sie aufs Schiff steigen, legen sie ihre Rettungswesten an, so wie man bei uns den Sicherheitsgurt anlegt, ganz normal. Wir fragen in der Schule nach dem Unterrichtsgegenstand "Austernschalen schleifen und polieren"! Leider ist dieser Gegenstand bei unserer Ankunft am Freitag um 10:30 Uhr gerade vorbei, aber wir können gerne am Montag um 14 Uhr wieder kommen und dann dürfen wir mitschleifen. Dagmar und ich werden das auf jeden Fall ausprobieren.