Direkt zum Hauptbereich

Atlantiküberquerung 9. Tag

Florian

Wir hatten gestern ja mehrfach versucht den defekten Autopiloten wieder zu reparieren, für den Fall, dass das derzeit problemlos arbeitende Gerät wieder einmal seinen Diernst verweigert. Ich fand in unserem ausufernden Ersatzteillager einen Ersatzelektromotor und Ersatzkohlen für Elektromotore. Das Problem - ich habe zwar gehört, dass es in Elektromotoren irgendwo Kohlen gibt, doch habe ich bislang nicht gewußt wo, geschweige denn die Kohlen ausgetauscht. Jetzt hatte ich - nolens volens - Gelegenheit mich damit auseinanderzusetzen.

Ich baute also den defekten Elektromotor aus der Schubstrange vom Autopilot aus, verklebte den Zahnkranz an der Achse des neuen, lötete den neuen Elektormotor an die Stromkabel - wo plus und minus hingehören ist leider ein Glückspiel, aber mit einer Blockklemme rasch umzudrehen - und setzte die Schubstange wieder zusammen. Was relativ einfach klingt hat eine Schwierigkeit - die ganze Aktion ist während einer "Hochschaubahnfahrt" sondergleichen durchzuführen. Dann kam die Probe aufs Exempel - Anchluss an 12 Volt - und die Schubstange schnurrte wieder. Ich fuhr sie raus und rein und war schon ganz glücklich als - zack - sie wieder den Geist aufgab. Es war zum aus der Haut fahren!

Nachdem ich alles - bis in den Elektromotor hinein - zerlegt hatte, stellte ich fest, dass im Elektromotor kleine Kohlestücke auf der Achse des Motors anlagen. Allerdings nur eines, und offenbar fehlte eines. Das selbe Problem war im alten Motor festzustellen. Es fehlte eine Kohle. Die Frage war nur - und ist bis jetzt ungelöst (bitte um Hilfe, wer es weiß) wie man diese Kohlen an die Pole befestigt. Es sah so aus, als ob sie angelötet wären, was wir nun auch versuchten - "Mikadospielen auf der Hochschaubahn" - Martina assistierte perfekt. Es gelang beim neuen Motor nicht, doch beim alten waren wir erfolgreich. Die eine Kohle hielt irgendwie mit dem Lötzinn am Pol und ich setzte den Elektromotor wieder zusammen. Dann baute ich also den alten Motor wieder in die Schubstange ein, und wieder der mit Spannung erwartete Test - funktioniert!!! Wie lange, das wissen wir nicht. Jedenfalls haben wir nun eine Ersatzschubstange, von der wir derzeit zumindest hoffen können, dass sie funktioniert. Wir probieren sie aber natürlich nicht in der Praxis aus, da wir die derzeit arbeitende Schubstange nicht verärgern wollen und sie so brav arbeitet und weil wir nicht wissen wollen, dass die reparierte Schubstange vielleicht doch wieder nicht funktioniert - das würde uns wieder nervlich erheblich belasten. Zur Entlastung der aktuell arbeitenden Schubstange haben wir auch die Segel gerefft - Fock leicht und Genua im 3. Ref - da ich den Eindruck habe, dass die Elektromotoren der Schubstangen mit dem Ruderdruck beim Gewicht unseres Schiffes bzw. bei diesem Wind und dieser unangenehmen starken Welle nicht fertig werden. Bisher funktionert es - dafür haut´s uns wegen geringerem Tempo bzw. geringerem Druck im Segel umso mehr herum.

Also derzeit alles eitel Wonne. Antworten auf meine Kohlebefestigungsfrage sind per SMS aufs Iridium erbeten, denn dann könnte ich womöglich den neuen bereits defekten Erstazmotor wieder in Stand setzen, was ebenfalls sehr beruhigend wäre.

Nach getaner Arbeit und Beruhigung unserer Nerven durch ein Tiroler Gröstl aus Martinas Wunderküche hatten wir diesmal eine relativ angenehme und für unsere Verhältnisse schlafreiche Nacht - Freitag der 13. war besiegt.

Etmal 12:00 Uhr 154 sm, Position 14°33´N 038°59´W

Bitte weiterhin Daumen halten!

Beliebte Posts aus diesem Blog

PAZIFIKÜBERQUERUNG 19.TAG

Martina 6.5/7.5.2016 Wir erleben einen traumhaften und überaus angenehmen Segeltag. Der Wind bietet uns ca.12 Knoten von Achtern und so schmiegt sich die Esperanza mit 6 Knoten über die Wellen. Keine schlagenden Segel, die uns quälen und wir kommen wirklich gut weiter. Ich sitze wie auf einem Kreuzfahrtschiff am Oberdeck und lese in meinem Buch "Der Schwarm". Dieses Buch hat mir eine liebe Freundin im Sommer geschenkt, und ich habe mir diesen Wälzer mit 989 Seiten für die Pazifiküberquerung aufgehoben. Ist sehr spannend aber auch beängstigend, handelt es doch von unkontrollierten Veränderungen auf den Weltmeeren. Unsere beiden Angeln werden täglich in der Früh ausgeworfen, und bei Einbruch der Dunkelheit wieder eingeholt. Gestern hatten wir ein besser getimtes Angelglück. Ein kleiner Bonito hat angebissen. Getötet, ausgenommen und filetiert kommt er ins Sackerl, und da beißt auch schon der nächste Bonito an. Perfekt, dieser ist auch um einiges größer als der Erste. Wunderbar,...

DER HIMMEL WEINT MIT

Martina Der Moment des Abschiedes ist für mich immer sehr schwierig. Noch am gestrigen Abend habe ich den Gedanken des Abschiedes aus meinem Kopf verbannt, doch heute in der Früh hat mich die Realität übermannt. Ein Frühstück mit einem Klos im Hals will einfach nicht schmecken. Die letzten Gepäckstücke in den Rucksack, und dann müssen wir ins Dingi, um die Beiden zum Sammeltaxi nach Panama City zu bringen. Ich versuche die letzten Minuten noch aufzusaugen, genießen so lange es geht. Leider kommt das Taxi pünktlich und so bleiben wirklich nur noch einige Minuten um die Beiden fest zu drücken und zu verabschieden. Ein Abschied für lange und unbestimmte Zeit. Ab jetzt werden die Distanzen doch für alle sehr sehr groß. Wir verabschieden die Beiden, und selbst der Himmel weint. Zurück zum Schiff, Maria und Thomas von der MODESTA erkennen die Lage und laden uns zur Aufheiterung auf Kaffee und Kakao ein. Sehr willkommen, jede Ablenkung ist willkommen. Gegen Mittag verlassen wir bei leichtem R...

HAPPY NEW YEAR 2018

Martina 31.12.2017 Hier an der Westküste von Australien gibt es die Tradition den Sonnenuntergang des 31. Dezembers am Strand zu genießen, und die letzte Sonne des Jahres zu verabschieden. Ein netter Brauch, dem wir uns natürlich gerne anschließen. Wir verbringen den Nachmittag bei heißen 35°C am Strand und werden Augenzeugen, wie sich ein überglückliches Hochzeitspaar samt Anzug und weißem Brautkleid ins Meer schmeißt. Nachdem wir zu der Zeit auch gerade im Wasser sind, kann ich mit keinem Schnappschuss dienen. Gegen 17 Uhr beginnt sich der gepflegte Strand zu füllen. Picknicktische, Sesseln und Decken werden rechtzeitig vorbereitet und die Sonne verabschiedet sich mit einem kräftigen Applaus um 19:26 Uhr. Kurz nach Sonnenuntergang kommen plötzlich viele kleine Papageien mit lautem Geschrei und setzten sich in die Baumkronen der im Uferbereich stehenden Bäume. Das ist angeblich ein tägliches Spektakel, wobei wir keinerlei Erklärung für dieses tägliche Schauspiel bekommen. Anschließend...