Direkt zum Hauptbereich

MOTOR - DIE X-TE

Florian

Warnung! Heute wird es ein wenig technisch.

Der Motor hat ja bereits bei der Überfahrt von Kolumbien gesponnen. Gestern Montag habe ich 5 Stunden im Motorraum zugebracht und den gesamten Kühlwasserkreislauf - Salzwasser und Süßwasser - kontrolliert, ob irgendwo eine Verstopfung vorliegt. Martina hat gemeint, aus dem Auspuff "spuckt" weniger Wasser als früher. Bis auf einen leicht geknickten Schlauch, der das Salzwasser in den Auspuffkrümmer einspritzt, war alles - inklusive Impeller - o.k.

Nach Abschluss der Arbeit gings heute Dienstag Anker auf Richtung Westen. Mit 1600 Touren zischten wir Richtung Buchtausgang. Nach einer Seemeile schreit der Hitzealarm, 85°C. Also zurück zum Ankerplatz. Martina ist leicht verzweifelt. "Schon wieder der scheiß Motor!". Ich gebe - wie immer - natürlich nicht auf. So baue ich den Thermostat aus. Danach nächster Versuch, der Bucht zu entkommen. Mit 1500 U/min tuckern wir bei zunächst 70°C. Dann steigt die Temperatur wieder. Bei 84°C reduziere ich auf 1400 U/min, die Temperatur pendelt sich auf 81°C ein und der Hitzealarm schlägt nicht an. Wir tuckern also 2 Stunden die Küste entlang bis unser Anker vor einem kleinen Gunadorf auf der Insel Caledonia fällt.

Somit also nun zur technischen Erörterung unseres Problems:

1. Ich denke unser Volvo Penta MD3B ist - im hohen Norden konstruiert - nicht für tropisch warme Gewässer geeignet. Mag der als Einkreiskühlung konstruierte Motor womöglich funktionieren, so ist die Kühlleistung des nachträglich auf Zweikreiskühlsystem umgebauten Kühlsystems offenbar nicht ausreichend. Unser Motor pumpt pro Minute geschätzte 5 Liter Meerwasser durch den äußeren Kühlkreislauf. Das ist bei den hiesigen Wasssertemperaturen von ca. 28°C offenbar zu wenig, um den inneren Süßwasserkreislauf ausreichend zu kühlen, damit der Motor nicht überhitzt.

2. Für mich stellen sich folgende Fragen, die Ihr - kluge Leserschaft - da draußen womöglich beantworten könnt:

 a) Wie hoch ist die Betriebstemperatur eines Volvo Penta MD3B? In der Betriebsanleitung steht hiezu nichts, außer, dass der Thermostat bei 57°C zu öffnen beginnt und bei 72°C voll geöffnet ist. Wir haben unseren neuen Thermostat getestet; er beginnt erst bei ca. 78 °C zu öffnen.

 b) Kann die wärmere Meerwassertemperatur die Ursache für die mangelnde Kühlleistung des Motors sein? In Kuba war noch alles o.k.; seit Kolumbien haben wir dieses Problem. Wenn angenommen die Meerwassertemperatur in Kuba 25°C beträgt und seit Kolumbien 28°C, und wenn die Wärmeaustauschfläche des Wärmetauschers geschätzte 800 cm² beträgt; kann es daher sein, dass die Temperatur des Motors bei gleicher Drehzahl von 78°C in Kuba auf 88°C seit Kolumbien steigt?

 c) Wenn die Meerwasserdurchflussmenge auf Grund der Dimension des Impellers mit ca. 5 Liter pro Minute beschränkt ist, macht es Sinn einen größeren Wärmetauscher einzubauen, oder ist der Wärmeaustausch durch die Durchflusssmenge an Meerwaser ohnedies begrenzt, sodass auch ein größerer Wärmetauscher keine bessere Motorkühlung bewirken würde?

 d) Ich habe im Inneren des Meerwasseransaugschlauches gleich nach der Bordwanddurchführung Kalkablagerung gefunden. Angeblich kommt es zu Kalkablagerung ab ca. 55°C. 55° C haben wir im Wärmetauscher zumindest. Wenn der Salzwasserbereich unseres kupfernen Wärmetauschers verkalkt ist, um wieviel ist der Wärmeabtausch schlechter?

 e) Was erzeugt bei gleicher Geschwindigkeit mehr Hitze im Motor: kleiner Propeller also geringe Belastung und hohe Drehzahlt, oder großer Propeller also höhere Belastung und geringere Drehzahl?


Für eure klugen Gedanken und Antworten an florian@zeh.at bin ich dankbar!

Beliebte Posts aus diesem Blog

GUTE GEFÄHRTIN

Martina Nachdem die Esperanza ihre dritte Weltumsegelung geschafft hat, möchte ich euch meinen Rückblick auf diese wunderschöne Zeit nicht vorenthalten. Wir sind als Ehepaar und perfektes Team losgesegelt. Jeder hatte seine Aufgaben und wir haben uns wunderbar ergänzt. Das Vertrauen sich auf den Anderen verlassen zu können war immer da. Ich habe trotz meiner Seekrankheit meine Aufgaben an Bord immer wahrgenommen, war immer mit Rat und Tat zur Stelle und habe zu vielen Verbesserungen und auch Vermeidungen von größeren Problemen beigetragen. Somit habe ich einen großen Anteil an dieser gelungenen Weltumsegelung von Florian beigetragen. In über 5 Jahren habe ich auf der Esperanza 25.215 Seemeilen zurückgelegt, das spricht für sich. Die letzten von Florian alleine gesegelten 7.842 Seemeilen haben ihm, wie er selbst schreibt, viel Angst und Anstrengung gekostet, und das obwohl er die langen Strecken mit sogar 2 Helfern an Bord zurückgelegt hat.   An dieser Äußerung ist deutlich zu erken...

HIGH LIGHT

Martina Wir fahren wieder etwas zu spät, denn der Käpten muss ausschlafen, dann laufen, frühstücken und Büro Emails beantworten, um ca 11h von la Castella ab. Perfekt, der Wind aus N, so wie vorausgesagt und für uns genau richtig. Wir setzten Segel und wollen heute gerne 40sm Richtung Messina schaffen. Keine 15min später, Flaute, die Segel schlagen, Wellen von allen Seiten, Windmesser dreht sich im Kreis und weis auch nicht mehr wie er den Wind anzeigen soll. Ich wundere mich nicht mehr, dass es hier keine Segler gibt, wer hat schon Spaß an so einem Durcheinander. Ok, trotzdem wir müssen ja weiter, also nach einigem Hin und Her, schaffen wir doch einige Meilen Richtung SW. Dann plötzlich, wer hat den Schalter umgedreht, absolute Flaute. Motor an und weiter geht`s. 2 Std. später dreht wieder jemand am Schalter und dieses Mal der Richtige, wir segeln mit bis zu 16Kn Wind, unserem Ziel entgegen. Jetzt geht sich doch noch alles aus. ÄHTSCH, wer hat denn jetzt schon wieder den Schalter gedr...

DER HIMMEL WEINT MIT

Martina Der Moment des Abschiedes ist für mich immer sehr schwierig. Noch am gestrigen Abend habe ich den Gedanken des Abschiedes aus meinem Kopf verbannt, doch heute in der Früh hat mich die Realität übermannt. Ein Frühstück mit einem Klos im Hals will einfach nicht schmecken. Die letzten Gepäckstücke in den Rucksack, und dann müssen wir ins Dingi, um die Beiden zum Sammeltaxi nach Panama City zu bringen. Ich versuche die letzten Minuten noch aufzusaugen, genießen so lange es geht. Leider kommt das Taxi pünktlich und so bleiben wirklich nur noch einige Minuten um die Beiden fest zu drücken und zu verabschieden. Ein Abschied für lange und unbestimmte Zeit. Ab jetzt werden die Distanzen doch für alle sehr sehr groß. Wir verabschieden die Beiden, und selbst der Himmel weint. Zurück zum Schiff, Maria und Thomas von der MODESTA erkennen die Lage und laden uns zur Aufheiterung auf Kaffee und Kakao ein. Sehr willkommen, jede Ablenkung ist willkommen. Gegen Mittag verlassen wir bei leichtem R...