Direkt zum Hauptbereich

SCHRITT FÜR SCHRITT

Florian

Die Situation ist natürlich alles andere als einfach, doch ich fühle mich nur dann hilflos, wenn ich nicht weiß, wie ich eine Situation lösen soll. Anfangs gleich nach dem Blitzeinschlag waren wir schon sehr niedergeschlagen und haben unser ganzes Abenteuer in Frage gestellt. Allerdings ist ein Abbruch auch nicht so einfach zu bewerkstelligen (jedenfalls ein geordneter Abbruch).
Wir haben uns dann also zusammengesetzt und haben unsere Möglichkeiten und die weitere Vorgangsweise erörtert. Der wichtigste Punkt war zunächst einmal in Sicherheit zu kommen. Wir lagen ja in Brandungsnähe in Portobelo; glücklicherweise ließ sich der Motor am Morgen nach dem Blitzeinschlag noch starten und wir konnten uns nach Puerto Lindo in die halbfertige Marina verlegen,
Dann haben wir Martinas Vater Helmut gefragt, ob er zu uns fliegen und uns helfen würde. Als er zugesagt hat, war das eine große Erleichterung; denn wir haben ja vor allem elektrische Probleme und Helmut ist ein begnadeter Elektrotechniker.

Dann also war Schadensfeststellung angesagt. Ich will gar nicht alles aufzählen; an jedem Eck "spinnt" irgendetwas, so zeigt unser Amperemeter etwa Minus 20 an??? Die wesentlichen "Baustellen" sind die Stromerzeugung (Lichtmaschine samt Laderegler defekt); Solarladeregler defekt, UKW-Funkgerät tot, Kühlschrank defekt, AIS defekt. Da muss der Fachmann - also Schwiegerpapa - ran.



Und dann bin ich bei Morgengrauen aufgestanden und habe mich ans Reparieren gemacht. Die LED-Glühbirnen, die durchgebrannt sind, habe ich so gut als möglich ersetzt. Die Decksbeleuchtung und das Dampferlicht habe ich komplett erneuert. Die Positionslichter musste ich teilweise umbauen.


Heute ging es schließlich in den Masttop. Na dort sieht es ein wenig wild aus. Ich habe die Zellone vom Toplicht und den Rest von der UKW Antenne abgebaut.


Zwar gibt es UKW Funkgeräte hier, aber dort, wo man diese kaufen kann gibt es keine Antennen - und sie wissen auch nicht, wo man eine solche bekommt (panamesisches "Fachpersonal"). Das Toplicht habe ich umgebaut, sodass wir nur noch ein Ankerlicht und keine Dreifarbenlaterne mehr oben haben. Da war Fantasie angesagt, damit aus den Fragmenten und irgendwelchen Teilen ein neues Ankerlicht entsteht. Anstatt des abgesprengten Deckels haben wir nun den Deckel einer Pringlesdose und darüber den Deckel eines Marmeladeglases epoxiert und mit 3M 5200 abgedichtet - hält 1000 Jahre.



Durch das Arbeiten verschwindet die schlechte Stimmung und wir haben jeden Tag ein kleines Erfolgserlebnis - wenn man sich "tief unten" fühlt, geht es umso steiler bergauf. Die Wunden der ESPERANZA verheilen Stück für Stück...



Beliebte Posts aus diesem Blog

GUTE GEFÄHRTIN

Martina Nachdem die Esperanza ihre dritte Weltumsegelung geschafft hat, möchte ich euch meinen Rückblick auf diese wunderschöne Zeit nicht vorenthalten. Wir sind als Ehepaar und perfektes Team losgesegelt. Jeder hatte seine Aufgaben und wir haben uns wunderbar ergänzt. Das Vertrauen sich auf den Anderen verlassen zu können war immer da. Ich habe trotz meiner Seekrankheit meine Aufgaben an Bord immer wahrgenommen, war immer mit Rat und Tat zur Stelle und habe zu vielen Verbesserungen und auch Vermeidungen von größeren Problemen beigetragen. Somit habe ich einen großen Anteil an dieser gelungenen Weltumsegelung von Florian beigetragen. In über 5 Jahren habe ich auf der Esperanza 25.215 Seemeilen zurückgelegt, das spricht für sich. Die letzten von Florian alleine gesegelten 7.842 Seemeilen haben ihm, wie er selbst schreibt, viel Angst und Anstrengung gekostet, und das obwohl er die langen Strecken mit sogar 2 Helfern an Bord zurückgelegt hat.   An dieser Äußerung ist deutlich zu erken...

HIGH LIGHT

Martina Wir fahren wieder etwas zu spät, denn der Käpten muss ausschlafen, dann laufen, frühstücken und Büro Emails beantworten, um ca 11h von la Castella ab. Perfekt, der Wind aus N, so wie vorausgesagt und für uns genau richtig. Wir setzten Segel und wollen heute gerne 40sm Richtung Messina schaffen. Keine 15min später, Flaute, die Segel schlagen, Wellen von allen Seiten, Windmesser dreht sich im Kreis und weis auch nicht mehr wie er den Wind anzeigen soll. Ich wundere mich nicht mehr, dass es hier keine Segler gibt, wer hat schon Spaß an so einem Durcheinander. Ok, trotzdem wir müssen ja weiter, also nach einigem Hin und Her, schaffen wir doch einige Meilen Richtung SW. Dann plötzlich, wer hat den Schalter umgedreht, absolute Flaute. Motor an und weiter geht`s. 2 Std. später dreht wieder jemand am Schalter und dieses Mal der Richtige, wir segeln mit bis zu 16Kn Wind, unserem Ziel entgegen. Jetzt geht sich doch noch alles aus. ÄHTSCH, wer hat denn jetzt schon wieder den Schalter gedr...

DER HIMMEL WEINT MIT

Martina Der Moment des Abschiedes ist für mich immer sehr schwierig. Noch am gestrigen Abend habe ich den Gedanken des Abschiedes aus meinem Kopf verbannt, doch heute in der Früh hat mich die Realität übermannt. Ein Frühstück mit einem Klos im Hals will einfach nicht schmecken. Die letzten Gepäckstücke in den Rucksack, und dann müssen wir ins Dingi, um die Beiden zum Sammeltaxi nach Panama City zu bringen. Ich versuche die letzten Minuten noch aufzusaugen, genießen so lange es geht. Leider kommt das Taxi pünktlich und so bleiben wirklich nur noch einige Minuten um die Beiden fest zu drücken und zu verabschieden. Ein Abschied für lange und unbestimmte Zeit. Ab jetzt werden die Distanzen doch für alle sehr sehr groß. Wir verabschieden die Beiden, und selbst der Himmel weint. Zurück zum Schiff, Maria und Thomas von der MODESTA erkennen die Lage und laden uns zur Aufheiterung auf Kaffee und Kakao ein. Sehr willkommen, jede Ablenkung ist willkommen. Gegen Mittag verlassen wir bei leichtem R...