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RAROIA

Florian

Raroia ist das Atoll, auf dem Thor Heyerdahl mit seiner Kon Tiki im Jahr 1947 gelandet ist - allerdings auf der gegenüberliegenden Seite von der Einfahrt - dem Pass - in das Atoll, vor dem wir jetzt unsere Kreise ziehen. Ein Atoll ist wie eine Supperschüssel. Irgendwo ist ein Stückchen vom Rand durchbrochen, dort kann man ein- und ausfahren. Allerdings schwappt das Wasser vom offenen Pazifik über den Rand der "Schüssel", sodass das Wasser durch den Pass ausrinnt. Dazu kommen noch Ebbe und Flut, die die Flussrichtung im Pass beeinflussen. Es ist eine Wissenschaft zu errechnen, wann man ein- oder ausfahren kann. Wenn man zur falschen Zeit ankommt, dann sieht das so aus, wie wir das jetzt sehen - schauerlich; ein Wildbach mit ca. 100 m Breite und ca. 300 m Länge, Welle ca. 1,5 m und heftige Strömung. Da die letzten Tage immer starker Wind und Welle waren, ist viel Wasser über das Riff (den Schüsselrand") ins Atoll geschwappt, das nun im Pass ausrinnt. Dadurch verschieben sich die Strömungen von Ebbe und Flut.

Vor uns kreisen SAHULA und MODESTA. Es ist ca. 11:00 Uhr; ab jetzt bis ca. 12:50 soll eine gute Zeit für die Einfahrt sein. Als erstes verliert SAHULA die Geduld und begibt sich ins Wildwasser. Sie schaukelt heftig und arbeitet sich langsam durch den Pass. Daraufhin verliert MODESTA ebenfalls die Geduld und wagt die Einfahrt. Nachdem auch sie drinnen sind und die Berichte über Funk positiv klingen, trauen auch wir uns um ca. 11:30 in die Einfahrt.

Zwei große, im Abstand von ca. 200 m hintereinander stehende Stangen im Atoll sind in Deckung zu bringen, dann ist man in der richtigen "Spur".


Ich finde die Spur und gehe auf Kurs, doch durch die Strömung entstehen ordentliche Wirbel und ich muss permanent Kurs korrigieren. Dabei schaukelt es in der Welle ganz heftig. Mit Vollgas arbeiten wir uns vorwärts - Martina am Bug hält Ausschau nach Untiefen, die aber im Wildwasser ohnedies nur schwer zu erkennen wären. Bei 1500 U/min des Motors fahren wir üblicherweise 5 Knoten - jetzt nur 1,8 bis 2; wir haben also 3 Knoten auslaufende Strömung. Meter um Meter kommen wir vorwärts. Und dann sind wir drin. Das Wasser ist "Ententeich"-flach, und vor uns die weite Ebene des Atolls.
Auf der gegenüberliegenden Seite - ca. 6 sm entfernt - sehen wir den anderen Rand; dort ist die Kon Tiki gelandet, und dort wollen wir nun hin. Die Seekarte im Atoll ist ungenau, also ist "Augapfelnavigation" gefragt. Martina steht am Bug, mit Polaroidbrillen (damit sieht man die Untiefen viel besser) und hält Ausschau nach den Korallenstöcken.


Diese sind beim herrschenden Sonnenlicht leicht zu entdecken. Das Atoll ist ca. 50 m tief und die Korallenköpfe kommen bis dicht unter die Oberfläche. So tuckern wir über glattes Wasser quer durchs Atoll.

Drüben sehen wir zwei Schiffe vor Anker, eines die niederländische OMWEG mit Freunden.


Wir machen den Anker klar, da entdecke ich, dass das erste Kettenglied aufgebogen und nicht mit dem Anker verbunden ist. "Wie konnte das denn passieren?", der Horror jedes Seglers, dass die Ankerkette bricht. Dabei haben wir unsere ja erst vo ca. 1 1/2 Jahren in Martinique gekauft. Ich befestige den Anker neu und schließlich fällt er auf 15 Meter Tiefe und wir stecken 65 m Ankerkette, um sicher zu liegen. GESCHAFFT! Heute werden wir hervorragend schlafen!

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