Direkt zum Hauptbereich

WEHMUT

27.3.- 29.3.2017

Martina

Es ist alles verstaut, wir sind offiziell ausklariert, und wir haben uns von allen Segelfreunden in der Citymarina Papeete wehmütig verabschiedet. Ich werde mich wohl nie an die Abschiede gewöhnen. Ist einerseits ein gutes Zeichen, dass es uns gut gefallen hat. Andererseits wissen wir, dass wir wahrscheinlich nie mehr nach Französisch Polynesien zurückkommen werden, und das stimmt mich doch traurig.
Die Luken sind geschlossen und Florian dreht am Motorstartschlüssel. Nichts, es tut sich nichts! „Das darf doch jetzt nicht wahr sein!“ höre ich aus Florians Mund. „Das gibt’s doch nicht!“ Doch, das gibt es. Die Starterbatterie verweigert ihren Dienst, wir können nicht ablegen.
Dunkle Regenwolken ziehen sich über Papeete zusammen, auch das ermuntert nicht gerade zum Auslaufen. Florian packt das bereits gut verstaute Klapprad wieder aus und fährt bei strömendem Regen eine neue Starterbatterie zu kaufen. Wir haben unglaubliches Glück, dass die Starterbatterie gerade jetzt ihren Geist aufgegeben hat. Nicht auszudenken, wenn sie ihren Dienst erst bei der schwierigen Passeinfahrt von Maupiti verweigert hätte. Florian baut eine neue Batterie ein, und der Motor startet sofort. Wir legen mit einer vierstündigen Verspätung ab und nehmen Kurs auf Bora Bora. Drehende Winde, Regen, Flaute und eine Durcheinanderwelle machen uns den Start schwer. Die Windvorhersage stimmt leider auch nicht, denn eigentlich ist einen NO Wind angesagt, aber bekommen haben wir einen SO Wind.

Abschied von Tahiti

Die erste Nacht läuft ganz gut, doch unseren Wunschkurs können wir nicht halten. Eine Ankunft bei Tageslicht auf Bora Bora ist auf Grund des zu schwachen Windes nicht möglich. Planänderung: wir segeln gleich direkt nach Maupiti. Ich habe solche Planänderungen nicht sehr gerne, aber diese Entscheidung ist die einzig sinnvolle.

Sonnenaufgang am 28.03.2017

Die zweite Nacht ist unangenehm. Heftige Squalls mit Starkregen, Gewitter, Winddreher um 360°, und eine darauffolgende Flaute machen es für Florian sehr schwer. 

Wir erreichen Maupiti mit Wind und Welle aus SO. Genau das können wir überhaupt nicht brauchen, denn der Pass von Maupiti ist bei Südwind und Schwell höher als 1,5 Meter nicht passierbar. Jetzt können wir nur hoffen, dass die Bedingungen bei uns diese Parameter nicht erreichen. Wir haben Telefonkontakt mit unseren Freunden auf der Onotoa, und die sind um 7 Uhr in der Früh durch den Pass und meinen, dass wir die Einfahrt auch schaffen werden. Das macht Mut. 3 Stunden später fahren wir auf der vorgegebenen Plotterspur in den Pass ein. 

Wilde Passeinfahrt nach Maupiti

Witzig ist anders

Rund um uns sind Wellenberge, Riffe und das Wasser brodelt. Die Einfahrt wird zur Mutprobe. Die Wellen schieben sich Richtung Pass, und brechen rechts und links von unserer Spur. Die Richtungsfeuer sind in Deckung, wir reiten auf einer Welle in die Passeinfahrt, dann eine 45° Richtungsänderung nach steuerbord und die nächsten Richtungsfeuer in Deckung bringen. 

Einfahrt geschafft!

Wir haben es geschafft, denke ich mir da vorne am Bug. Florian ruft: „Achtung ich muss die Genua setzen.“ Wir haben eine auslaufende Strömung von 4 Knoten und schaffen leider nur noch 1,8 Knoten Fahrt durchs Wasser. Unser Vorsegel bringt uns die gewünschte Unterstützung. Jetzt gleiten wir mit guten 4 Knoten in den spiegelglatten Kanal, der uns in die Lagune von Maupiti bringt.

Glatt aber 4 Knoten Gegenströmung

Wau, das war aufregend, und nichts für schwache Nerven! Wir sind uns einig, diese Einfahrt ist eine Mutprobe! Wir sind drinnen und es ist wunderbar.

Geschafft! Die Lagune von Maupiti







Beliebte Posts aus diesem Blog

GUTE GEFÄHRTIN

Martina Nachdem die Esperanza ihre dritte Weltumsegelung geschafft hat, möchte ich euch meinen Rückblick auf diese wunderschöne Zeit nicht vorenthalten. Wir sind als Ehepaar und perfektes Team losgesegelt. Jeder hatte seine Aufgaben und wir haben uns wunderbar ergänzt. Das Vertrauen sich auf den Anderen verlassen zu können war immer da. Ich habe trotz meiner Seekrankheit meine Aufgaben an Bord immer wahrgenommen, war immer mit Rat und Tat zur Stelle und habe zu vielen Verbesserungen und auch Vermeidungen von größeren Problemen beigetragen. Somit habe ich einen großen Anteil an dieser gelungenen Weltumsegelung von Florian beigetragen. In über 5 Jahren habe ich auf der Esperanza 25.215 Seemeilen zurückgelegt, das spricht für sich. Die letzten von Florian alleine gesegelten 7.842 Seemeilen haben ihm, wie er selbst schreibt, viel Angst und Anstrengung gekostet, und das obwohl er die langen Strecken mit sogar 2 Helfern an Bord zurückgelegt hat.   An dieser Äußerung ist deutlich zu erken...

HIGH LIGHT

Martina Wir fahren wieder etwas zu spät, denn der Käpten muss ausschlafen, dann laufen, frühstücken und Büro Emails beantworten, um ca 11h von la Castella ab. Perfekt, der Wind aus N, so wie vorausgesagt und für uns genau richtig. Wir setzten Segel und wollen heute gerne 40sm Richtung Messina schaffen. Keine 15min später, Flaute, die Segel schlagen, Wellen von allen Seiten, Windmesser dreht sich im Kreis und weis auch nicht mehr wie er den Wind anzeigen soll. Ich wundere mich nicht mehr, dass es hier keine Segler gibt, wer hat schon Spaß an so einem Durcheinander. Ok, trotzdem wir müssen ja weiter, also nach einigem Hin und Her, schaffen wir doch einige Meilen Richtung SW. Dann plötzlich, wer hat den Schalter umgedreht, absolute Flaute. Motor an und weiter geht`s. 2 Std. später dreht wieder jemand am Schalter und dieses Mal der Richtige, wir segeln mit bis zu 16Kn Wind, unserem Ziel entgegen. Jetzt geht sich doch noch alles aus. ÄHTSCH, wer hat denn jetzt schon wieder den Schalter gedr...

DER HIMMEL WEINT MIT

Martina Der Moment des Abschiedes ist für mich immer sehr schwierig. Noch am gestrigen Abend habe ich den Gedanken des Abschiedes aus meinem Kopf verbannt, doch heute in der Früh hat mich die Realität übermannt. Ein Frühstück mit einem Klos im Hals will einfach nicht schmecken. Die letzten Gepäckstücke in den Rucksack, und dann müssen wir ins Dingi, um die Beiden zum Sammeltaxi nach Panama City zu bringen. Ich versuche die letzten Minuten noch aufzusaugen, genießen so lange es geht. Leider kommt das Taxi pünktlich und so bleiben wirklich nur noch einige Minuten um die Beiden fest zu drücken und zu verabschieden. Ein Abschied für lange und unbestimmte Zeit. Ab jetzt werden die Distanzen doch für alle sehr sehr groß. Wir verabschieden die Beiden, und selbst der Himmel weint. Zurück zum Schiff, Maria und Thomas von der MODESTA erkennen die Lage und laden uns zur Aufheiterung auf Kaffee und Kakao ein. Sehr willkommen, jede Ablenkung ist willkommen. Gegen Mittag verlassen wir bei leichtem R...