Direkt zum Hauptbereich

DURCHHALTEN

Florian

Die Welle ist größer geworden und der Wind konstant bei 15 Knoten. Wir rollen unangenehm nach Westsüdwest (Kurs 260°). Unser Ziel ist Niue, angeblich der kleinste Inselstaat der Welt. Wir lesen in unseren Führern alles an Informationen, das wir finden können - sieht spannend aus.

Martina liegt und das ewige Geschaukle nagt an ihren Nerven. Ich schaue mir einen Film an und als Martina es auch versucht, kommt die Seekrankheit wieder und sie vergießt einige Tränen der Verzweiflung. Ich nehme sie in den Arm, tröste sie und schicke sie dann Schlafen,um sich auszurasten. Obwohl wir ausschließlich liegen oder sitzen, ist so eine lange Überfahrt dennoch sehr anstrengend. Wir befinden uns nun bereits den fünften Tag auf der "Hochschaubahn" - Aussteigen gibt es nicht und die große Welle, der permanente Wind, die durchwachten Nächte, die lauten Geräusche und das Geschaukle machen natürlich auch Angst - das zehrt an den Nerven und der Substanz. Auch ein Grund, warum ich mich an Land um meine Fitness kümmere und Laufen gehe, damit ich solche Überfahrten besser verkrafte. Durchhalten ist angesagt - aber es gibt eh keine Alternative dazu. Eine Urlaubsfahrt ist das jedenfalls nicht und mit ca. 930 sm bis Niue wird es unsere drittlängste Überfahrt werden.

Wir überqueren den 164. und den 165. Längengrad West - Wien liegt auf 16° Ost, Annaberg auf 15° Ost - wir sind also genau 180° oder eine halbe Weltkugel von zu Hause entfernt. Für die erste Hälfte unserer Weltumrundung haben wir fast 4 Jahre gebraucht. Die zweite Hälfte wollen wir in 2 Jahren zurücklegen. Ob wir uns dabei hetzen müssen? Die World ARC - also das organisierte Flotillen Weltumsegeln von Jimmy Cornell führt in 14 Monaten um die Welt (inlusive Kap der Guten Hoffnung!) - das ist Hetzen!

In der Nacht wird der Wind schwächer und die Segel fangen wieder häufiger zu schlagen an. Laut Wettervorhersage sollte uns der Wind bis Niue bringen und dann einige Tage zu schwach zum Segeln sein - also perfekt für einige Tage Zwischenstop, bevor es weiter ins Königreich Tonga geht.

Unsere Position am 24.04.2017 um 16:00 UTC: 18°10´S 165°08´W, Alles o.k.!

Beliebte Posts aus diesem Blog

GUTE GEFÄHRTIN

Martina Nachdem die Esperanza ihre dritte Weltumsegelung geschafft hat, möchte ich euch meinen Rückblick auf diese wunderschöne Zeit nicht vorenthalten. Wir sind als Ehepaar und perfektes Team losgesegelt. Jeder hatte seine Aufgaben und wir haben uns wunderbar ergänzt. Das Vertrauen sich auf den Anderen verlassen zu können war immer da. Ich habe trotz meiner Seekrankheit meine Aufgaben an Bord immer wahrgenommen, war immer mit Rat und Tat zur Stelle und habe zu vielen Verbesserungen und auch Vermeidungen von größeren Problemen beigetragen. Somit habe ich einen großen Anteil an dieser gelungenen Weltumsegelung von Florian beigetragen. In über 5 Jahren habe ich auf der Esperanza 25.215 Seemeilen zurückgelegt, das spricht für sich. Die letzten von Florian alleine gesegelten 7.842 Seemeilen haben ihm, wie er selbst schreibt, viel Angst und Anstrengung gekostet, und das obwohl er die langen Strecken mit sogar 2 Helfern an Bord zurückgelegt hat.   An dieser Äußerung ist deutlich zu erken...

ÜBERFAHRT NACH KOLUMBIEN

Martina 25.4.2015 Wir haben Kuba also wie geplant am 25.4. in der Früh verlassen. Vor uns liegen ca.580 sm und wir rechnen mit 5 Tagen und 4 Nächten. Zwischen Kuba, Haiti und Jamaika gibt es bekanntlicherweise entweder viel Wind oder nur umlaufende Schwachwinde. Unser Hauptaugenmerk lag aber auf die zu erwartenden Windverhältnisse vor dem Kap Aguja in Kolumbien. Denn am Festland ragt ein 5395 m hoher Berg in den Himmel. Dadurch entstehen hier laufend extrem starke Winde. Unter Seglern als eine sehr schwierige Strecke bekannt, Wind und Welle machen einem das Leben schwer. Es wird empfohlen den Bereich gut zu beobachten und mit einem Abstand von 100 sm zu umfahren. Schon mein Vater hat von einer seiner schwierigsten Überfahrten von den ABC Inseln (Curacao) nach Panama berichtet. In den Papierseekarten finden wir seine Wegpunkte mit einem Abstand von nur 50 sm. In unserer ersten Nacht auf der Höhe von Jamaika, kommt schön langsam Wind auf. 26.4.2015 Gleich nach der südöstlich von Jamaika ...

HIGH LIGHT

Martina Wir fahren wieder etwas zu spät, denn der Käpten muss ausschlafen, dann laufen, frühstücken und Büro Emails beantworten, um ca 11h von la Castella ab. Perfekt, der Wind aus N, so wie vorausgesagt und für uns genau richtig. Wir setzten Segel und wollen heute gerne 40sm Richtung Messina schaffen. Keine 15min später, Flaute, die Segel schlagen, Wellen von allen Seiten, Windmesser dreht sich im Kreis und weis auch nicht mehr wie er den Wind anzeigen soll. Ich wundere mich nicht mehr, dass es hier keine Segler gibt, wer hat schon Spaß an so einem Durcheinander. Ok, trotzdem wir müssen ja weiter, also nach einigem Hin und Her, schaffen wir doch einige Meilen Richtung SW. Dann plötzlich, wer hat den Schalter umgedreht, absolute Flaute. Motor an und weiter geht`s. 2 Std. später dreht wieder jemand am Schalter und dieses Mal der Richtige, wir segeln mit bis zu 16Kn Wind, unserem Ziel entgegen. Jetzt geht sich doch noch alles aus. ÄHTSCH, wer hat denn jetzt schon wieder den Schalter gedr...