Direkt zum Hauptbereich

KOKOSÖL

11./12.04.2017

Martina

Schon am ersten Tag hat mir Faimanu angeboten, dass sie mir zeigen kann wie man Kokosöl herstellt. Nachdem es jetzt schon seit zwei Tagen regnet und sie kein Kopra machen können, hat sie Zeit. Wir verabreden uns für 11 Uhr zur Kokosölherstellung, und ich brauche nichts mitzunehmen, denn wir benötigen nur Kokosnüsse.

Bei meiner Ankunft hat sie schon 10 reife und geschälte Kokosnüsse in der von der französischen Segelyacht Colibri aus Maupiti frisch angelieferten Scheibtruhe liegen.


Mit der Machete in der einen und der Kokosnuss in der anderen Hand schlägt sie mit wenigen exakt platzierten Schlägen die Kokosnüsse auf. Das Kokoswasser läßt sie ausrinnen. Wie wir schon seit der Karibik wissen, trinken die Einheimischen dieses Kokoswasser nicht. Sie trinken alle nur das Kokoswasser der grünen Kokosnüsse, und wundern sich, dass wir das Kokoswasser der reifen, braunen Nüsse gerne trinken. Sie kann mir auch nicht erklären warum sie das reife Kokoswasser nicht trinken. Ich finde es viel gehaltvoller und intensiver im Geschmack und bin widerum kein Freund der grünen Trinknüsse.
Aufgrund meines immer wieder schmerzenden Ellbogens übernimmt sie das Raspeln des Kokosfleisches und ich übernehme das Ausdrücken der Kokosmilch. Am Ende haben wir ungefähr 2 Liter herrlich frische Kokosmilch.
Jetzt machen wir in der Außenküche in einem alten Ölfass Feuer mit Kokosnusschalen. Darauf liegt ein massives verkohltes Eisenelement das als Kochrost dient, auf dem wir einen dick verkohlten Eisentopf mit der Kokosmilch stellen. Schon nach kürzester Zeit beginnt die Milch zu kochen. Das ist der Moment, in dem mir Faimanu einen langen, schräg angeschnittenen Palmenblattstrunk zum Umrühren in die Hand drückt.


Jetzt muss permanent gerührt werden. Sie kontrolliert ständig das Feuer, legt Kokosnusschalen nach, und löscht mit bereitstehendem Regenwasser in Kokosnusschalen Flammen, wenn es zu stark kocht. Es blubbert und brodelt wie in einer Hexenküche, und Faimanu sagt immer wieder: "Looks good"!
Nach etwa 30 Minuten Rühren verändert sich die leicht eingedickte Masse und ich kann die ersten Ölspuren am Topfrand erkennen. Die Masse verändert ihre Farbe von weiß in braungrün und es scheint, als würde die Milch jetzt ausflocken. Faimanu ist zufrieden und meint nur, alles ok, weiter rühren! Mit dem Palmenkochlöffel kann ich weit genug vom Feuer stehen, aber mit der Zeit wird das Rühren ganz schön anstrengend.
Nach ca. 45 Minuten hat sich die Masse um 2/3 verringert und wir haben Öl und einen hellbraunen "Gatsch" im Öl schwimmen.



Jetzt nimmt Faimanu den Topf vom Feuer und stellt ihn auf den Gasherd, weil sie hier die Temperatur besser regeln kann. Nach weiteren 15 Minuten am Gasherd ist der im Öl schwimmende Gatsch knusprig und braun geworden und das Öl ist fertig. Den Großteil des Kokosöls gießen wir in eine Schale zum Auskühlen.

In einen kleinen Teil mischen wir von mir gesammelten Tamanunüsse, die ich geschält und gerieben habe. Wir kochen diese Masse unter ständigem Rühren noch weitere 15 Minuten und jetzt habe ich mein eigenes Tamanuöl. Tamanuöl ist ein traditionelles Universalhautheilmittel der Polynesier: hilft bei Sonnenbrand, Akne, Neurodermitis, Nagelpilz oder einfach zur Hautpflege. Am Markt in Papeete kostet so ein halber Liter umgerechnet EUR 42,00 - ich kann es nun selbst herstellen.

IST DAS NICHT GENIAL - ICH FINDE DAS TOLL!!"

Beliebte Posts aus diesem Blog

GUTE GEFÄHRTIN

Martina Nachdem die Esperanza ihre dritte Weltumsegelung geschafft hat, möchte ich euch meinen Rückblick auf diese wunderschöne Zeit nicht vorenthalten. Wir sind als Ehepaar und perfektes Team losgesegelt. Jeder hatte seine Aufgaben und wir haben uns wunderbar ergänzt. Das Vertrauen sich auf den Anderen verlassen zu können war immer da. Ich habe trotz meiner Seekrankheit meine Aufgaben an Bord immer wahrgenommen, war immer mit Rat und Tat zur Stelle und habe zu vielen Verbesserungen und auch Vermeidungen von größeren Problemen beigetragen. Somit habe ich einen großen Anteil an dieser gelungenen Weltumsegelung von Florian beigetragen. In über 5 Jahren habe ich auf der Esperanza 25.215 Seemeilen zurückgelegt, das spricht für sich. Die letzten von Florian alleine gesegelten 7.842 Seemeilen haben ihm, wie er selbst schreibt, viel Angst und Anstrengung gekostet, und das obwohl er die langen Strecken mit sogar 2 Helfern an Bord zurückgelegt hat.   An dieser Äußerung ist deutlich zu erken...

AN DIE ARBEIT

Florian Um 6:00 Uhr war Tagwache - Helmut (der Schwiegerpapa) hat eh Jetlag. Die ersten Diagnosen - Starterbatterie, Amperemeter hinüber; die Bordbatterien sind o.k.. Also ab nach Colon neue Teile kaufen. In der Zwischenzeit dringt Helmut in die Tiefen der Bordelektrik vor. Im Schiff herrscht Großbaustelle - Martina verzupft sich auf das Nachbarschiff; auf der ESPERANZA kann sie nicht einmal in Spitzenschuhen stehen. Helmut bringt den Motor wieder in Gang; die Lichtmaschine gehört noch gebändigt und der Laderegler benötigt Aufmerksamkeit. Noch einiges ungelöst. Ich montiere das neue Amperemeter und vernichte dabei eine Sicherung (man soll nicht + mit - verbinden); schließlich funktioniert die neue Anzeige. Danach erklimme ich den Mast und montiere die neue UKW Antenne - die passt. Das gebastelte Ankerlicht baue ich ab - wir haben eine neue Dreifarbenlaterne samt Ankerlicht bekommen. Also morgen wieder in den Mast. Um 19:00 Uhr machen wir Schluss - ist eh schon dunkel - und Martina ...

ÜBERFAHRT NACH KOLUMBIEN

Martina 25.4.2015 Wir haben Kuba also wie geplant am 25.4. in der Früh verlassen. Vor uns liegen ca.580 sm und wir rechnen mit 5 Tagen und 4 Nächten. Zwischen Kuba, Haiti und Jamaika gibt es bekanntlicherweise entweder viel Wind oder nur umlaufende Schwachwinde. Unser Hauptaugenmerk lag aber auf die zu erwartenden Windverhältnisse vor dem Kap Aguja in Kolumbien. Denn am Festland ragt ein 5395 m hoher Berg in den Himmel. Dadurch entstehen hier laufend extrem starke Winde. Unter Seglern als eine sehr schwierige Strecke bekannt, Wind und Welle machen einem das Leben schwer. Es wird empfohlen den Bereich gut zu beobachten und mit einem Abstand von 100 sm zu umfahren. Schon mein Vater hat von einer seiner schwierigsten Überfahrten von den ABC Inseln (Curacao) nach Panama berichtet. In den Papierseekarten finden wir seine Wegpunkte mit einem Abstand von nur 50 sm. In unserer ersten Nacht auf der Höhe von Jamaika, kommt schön langsam Wind auf. 26.4.2015 Gleich nach der südöstlich von Jamaika ...