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KOPRA KOOPERATIVE MAUPIHAA

Florian

Am ersten Abend gab es Langusten bei Hio und seinen Schwester Faimanu und Karinha, gestern Abend waren wir bei seinem Onkel Harry und seiner Frau Norma eingeladen und es gab - jawohl - Langusten, aber auch Schildkrötensteaks; gegrilltes Schildkrötenfleisch, das anschließend in eine Art Barbecuesauce eingelegt wird - schmeckt hervorragend, ein wenig nach Beef Jerky, die getrockneten amerikanischen Rindfleischstreifen.




Es war ein wunderbarer Abend, der Esstisch direkt am Strand. Wir durften auch polynesisches Bier kosten - ein vergorenes Getränkt aus Wasser, Zucker und Hefe - geschätzte 20 % Alkoholgehalt. Und wir wurden zum Frühstück heute Morgen eingeladen. Um 8 Uhr kommen wir bei Harry an und es gibt - jawohl - Langusten und Schildkrötenfleisch, aber auch Bananenmarmelade und frische Papaya aus dem Garten und Pomelos aus Maupiti.


Harry erklärt mir die Organisationsstruktur von Maupihaa. Die Kopragewinnung liegt in den Händen einer Kooperative aus Maupiti und nur Bewohner von Maupiti dürfen daran teilnehmen. Präsident der Kooperative ist Marcello der Vater der drei Geschwister Hio, Faimanu und Karinha, also der Bruder von Harry. Man bezahlt 5000 polynesische Francs für ein Jahr und erhält eine Parzelle zur Koprabewirtschaftung zugeteilt. Die Parzelle umfasst eine Strandlänge von 200 m im Atoll und geht bis ans Außenriff; es gibt 95 Parzellen. Eine Parzelle erwirtschaftet durchschnittlich 1-2 Tonnen Kopra pro Monat. Die Kopra wird vom Regierungsschiff abgeholt und nach Tahiti zur Koprapresse gebracht, die ebenfalls von einer Kooperative der Inseln betrieben wird. 140 polynesische Francs wird für ein Kilo Kopra erster Qualität bezahlt, 50 Cent für 2. Klasse - macht also pro Parzelle umgerechnet etwa 1.000 - 2.000 EURO pro Monat. Wer in Maupiti also arbeiten will, der hat jedenfalls Arbeit und ein Einkommen auf Maupihaa.

Harry muss nach dem Frühstück die am Freitag gesammelten Kokosnüsse ausschälen - die Kopra, also das Kokosfleisch, aus den Schalen herauslösen. Er hat die Kokosnüsse noch am Freitag gespalten, die nun bis heute trocknen konnten, sodass sich die Kopra leichter herauslösen lässt. Ich zeige Harry mein Kopramesser, das mir Martina in Tikehau gekauft hat und fordere ihn zu einem Wettbewerb im Kopraauslösen heraus, so wie ich es bein Heiva in Tahit gesehen habe. Er nimmmt lächelnd an - der Verlierer bekommt heute kein Abendessen. Ich meine noch, der Bewerb ist ein wenig unfair, da er ja bereits alt sei, aber da ist er mit lautem Lachen bereits emsig am Werk. Die Kopra ist schimmmelig und voller Ameisen. Das Herausschälen ist eine Technik- aber auch eine Kraftfrage. Man muss mit dem löffelförmigen Kopramesser die Kopra herausschneiden/löffeln. Manche kann man in einem Stück erwischen, andere muss man mühsam in Stückwerk herausarbeten.


Nach 10 Minuten sind wir fertig - in Summe etwa 50 Kilo Kopra, das nun zum Waschen, und zum Schutz vor Ungeziefer bei längerer Lagerung, einen Tag ins Salzwasser gelegt wird, bevor es zumindest 4 Tage zum Trocknen ausgelegt wird.




In einer Woche ist das Kopra von der Kokosnusspalme fertig im Lagerraum. Arbeitsaufwand - geschätzt maximal 2 Stunden täglich (Samstag wird nicht gearbeitet), das entspricht nach Adam Riese also einem Stundenlohn von irgendwo zwischen 25 - 50 EURO. Nicht schlecht!

Die beiden schweizer Kats verabschieden sich mit dem aufkommenden Nordwind nach Osten, wir bleiben bis wir wieder ordentlichen Ostwind haben - derzeit noch nichts in Sicht; vielleicht werde ich ja Koprafarmer.

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