Direkt zum Hauptbereich

WO IST ROMAN

28.05.2017

Martina

Heute soll unser Sohn Roman zu Besuch kommen. Der Wecker läutet um 6:30 Uhr, Katzenwäsche und ab zum Flughafen. Die Maschine aus Hongkong landet mit einer kleinen Verspätung, und gegen 8 Uhr kommen die ersten Chinesen mit ihrem Gepäck aus dem Flughafengebäude. Wir warten und warten, es vergehen mindestens 40 Minuten, aber kein Roman. Ich gehe Fragen, ob noch jemand beim Gepäcklaufband steht, und bekomme die Antwort, dass niemand mehr beim Laufband steht. Ein leichtes Unwohlsein macht sich binnen Sekunden in meinem Magen breit. Wo ist Roman? Ich kontrolliere die Ankunftsangaben, die ich von Roman bekommen habe, und begebe mich zu Fiji Air. Die schauen im System nach und geben uns die Auskunft, dass Roman auf dem Flug gebucht war, aber nicht erschienen ist. Was ist passiert? In Wien schlafen alle, Roman können wir nicht erreichen. Wir schicken ihm ein Mai, und können jetzt nur warten bis er sich bei uns meldet!

Wir entscheiden uns für einen Ausflug in die Highlands im Norden von Nadi. Navala ist ein Dorf, in dem die Menschen in Gras gedeckten Häusern fernab der Zivilisation in den Bergen von Viti Levu leben. Eine 36 km lange Schotterstrasse führt uns durch Zuckerrohrplantagen, zartgrüne Grashügel und vereinzelte Siedlungen in die 900 Meter hohen Berge. Die Strasse ist teilweise stark ausgeschwemmt, und wir sind froh, dass wir einen Suzuki Grand Vitara haben, der etwas mehr Bodenfreiheit hat, als ein normaler PKW.



Nach 1 Stunde und  15 Minuten kommen wir in Navala an. Der erste Anblick dieser Siedlung erinnert an die Hobbits von Herr der Ringe. Die aus Bambus hergestellten Wände und die grasgedeckten Dächer verleihen dieser Ortschaft ein besonderes Flair.


Wir müssen zuerst zum Ortschef dem "Turaga-ni-koro", er erteilt die Erlaubnis das Dorf zu besichtigen und Fotos machen zu dürfen. Er übernimmt auch die zu entrichtenden Gebühren: Besichtigungsgebühr, Gebühr für einen Führer, Gebühr für den Spaziergang zum Wasserfall, oder Gebühr für ein Pferd, wenn man zum Wasserfall reiten möchte. Wenn man noch ein kleines Mittagessen möchte, bezahlt man noch einmal.




Wir könnten uns in Österreich einiges abschauen, wofür man alles Geld kassieren kann. Jede Gebühr beträgt um die 25 Fijidollar (ca.11 Euro), also wenn man alles in Anspruch nimmt, kann man hier ganz leicht 40 Euro pro Person ausgeben, um für 2 Stunden ein Leben wie früher zu erleben.
Wir stoßen gerade auf ein gemütliches Zusammensitzen bei einer Kavazeremonie und werden auch gleich eingeladen uns dazu zu gesellen.


Die Menschen haben hier noch keinen Strom, erwarten diesen aber noch dieses Jahr. Die Idylle und das enge Zusammenleben wird sich dann höchstwahrscheinlich rasch ändern. Mit der Elektrizität zieht wohl auch der Fernseher, Computer und bald auch das Handy ein. Wir hatten das Glück das Dorf in seiner ursprünglichen Lebensform zu sehen. Kinder, die miteinander spielen, lachen und kommunizieren. Erwachsene, die zusammen sitzen, tratschen und glücklich sind.


In den San Blas Inseln von Panama haben wir die einfachen Hütten der Guna Indianer gesehen, und auf den Bambushütten waren die Satellitenschüsseln montiert. Es war kaum jemand in der Gemeinschaft zu sehen, aber aus jeder Hütte hörte man den Ton des Fernsehers. Ich empfand das damals als sehr befremdend und wünsche den Einwohnern von Navala eine positivere Entwicklung mit der Einführung der permanenten Stromversorgung.

Im Anschluss werden wir gebeten, zwei Bewohner von Navala mit nach Nadi zu nehmen. Machen wir gerne und verlangen auch kein Geld dafür. Florian wählt trotz Vorwarnung, dass die Strasse schlecht ist, eine andere Strasse zurück nach Nadi. Es ist wirklich abenteuerlich und wir schaffen es auch nicht mehr bei Tageslicht bis zur Hauptstrasse. Wieder einmal ein unvergesslicher Ausflug. Bei Ankunft in der Zivilisation erhalte ich dann auch ein positives Mail von Roman, er kommt morgen an, alles gut!!

Beliebte Posts aus diesem Blog

ÜBERFAHRT RANGIROA

20./21.02.2017 Florian Rangiroa ist das übernächste Atoll, es ist das größte Atoll der Tuamotus. 75 sm sind es vom Pass in Apataki zum östlichen Pass Tiputa von Rangiroa, zu viel für einen Tag also müssen wir eine Nachtfahrt einlegen. Um 15:30 Uhr gehen wir Anker auf – oder zumindest versuchen wir es, denn nach dem Sturm hat sich die Kette unseres Hauptankers kunstvoll um einige Korallenköpfe gelegt. Ich muss zwei Mal Tauchen gehen, um unsere Kette zu befreien – auf 12 Metern nicht ganz einfach, aber nach 20 Minuten sind wir frei. Der Pass Tehere von Apataki zeigt sich von seine freundlichen Seite; 3,5 Knoten auslaufende Strömung und wenig Welle – kein Problem. Draußen setzen wir alle Segel, die wir haben und drehen unseren Bug nach Nordwesten. Der Wind ist leider leichter als angesagt, und so müssen wir mehr anluven als es unserem Kurs entspricht und wir benötigen, um im Norden an Arutua vorbeizukommen. Die CINDERELLA eilt uns voraus und so geht es in die Nacht. Diese ist sternenklar ...

PAZIFIKÜBERQUERUNG 19.TAG

Martina 6.5/7.5.2016 Wir erleben einen traumhaften und überaus angenehmen Segeltag. Der Wind bietet uns ca.12 Knoten von Achtern und so schmiegt sich die Esperanza mit 6 Knoten über die Wellen. Keine schlagenden Segel, die uns quälen und wir kommen wirklich gut weiter. Ich sitze wie auf einem Kreuzfahrtschiff am Oberdeck und lese in meinem Buch "Der Schwarm". Dieses Buch hat mir eine liebe Freundin im Sommer geschenkt, und ich habe mir diesen Wälzer mit 989 Seiten für die Pazifiküberquerung aufgehoben. Ist sehr spannend aber auch beängstigend, handelt es doch von unkontrollierten Veränderungen auf den Weltmeeren. Unsere beiden Angeln werden täglich in der Früh ausgeworfen, und bei Einbruch der Dunkelheit wieder eingeholt. Gestern hatten wir ein besser getimtes Angelglück. Ein kleiner Bonito hat angebissen. Getötet, ausgenommen und filetiert kommt er ins Sackerl, und da beißt auch schon der nächste Bonito an. Perfekt, dieser ist auch um einiges größer als der Erste. Wunderbar,...

DIE ANDERE SEITE

Martina 24.2.2017 Mit dem Dingi queren wir den Tiputapass, um uns den alten und verschlafenen Teil von Rangiroa anzuschauen. Hier findet man keine Hotels oder Restaurants mehr, nur noch kleine Snackbuden. Einfache aber gepflegte Häuser, freundliche Polynesier und viele Kinder, denn in diesem Örtchen steht eine Grundschule und ein Gymnasium mit Internat. Alle Jugendlichen von den diversen Atollen, die ein Oberstufengymnasium besuchen wollen, leben von Sonntagabend bis Freitagmittag hier. Sie kommen per Flugzeug oder Schiff und sobald sie aufs Schiff steigen, legen sie ihre Rettungswesten an, so wie man bei uns den Sicherheitsgurt anlegt, ganz normal. Wir fragen in der Schule nach dem Unterrichtsgegenstand "Austernschalen schleifen und polieren"! Leider ist dieser Gegenstand bei unserer Ankunft am Freitag um 10:30 Uhr gerade vorbei, aber wir können gerne am Montag um 14 Uhr wieder kommen und dann dürfen wir mitschleifen. Dagmar und ich werden das auf jeden Fall ausprobieren.