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BANAM BAY

Martina

Noch am frühen Samstag Abend gleich nach unserer Ankunft wurden wir von Afon und zwei Jugendlichen in ihren Auslegerbooten besucht. Sie bringen Obst und Gemüse und wünschen sich Schulsachen. Endlich können wir Hefte, Kugelschreiber, Bleistifte (Danke Marlene!) und Florian´s T-Shirts eintauschen. Wir verschenken auch Zuckerl in Kombination mit Zahnpasta und Afon bekommt eine Taucherbrille von Florian - seine Augen leuchten, daran erkennen wir, dass er sich sehr freut, denn großartige Dankesworte kennt man hier nicht.

Wir beginnen den Sonntag gemütlich, ein nettes Frühstück an Deck unserer Esperanza, das erste Mal seit wir in Vanuatu angekommen sind, können wir draßen sitzen. Bis jetzt war es immer zu kühl oder es war regnerisch.

Florian beginnt mit einigen kleineren Bordreparaturen und ich erledige Haus- Schiffsarbeiten. Im Anschluss ist für Florian der Ölwechsel bei Motor und Getriebe dran und ich muss Brot backen und kochen. Die Zeit verfliegt und es ist uns bereits zu spät, um dem Ort unseren ersten Besuch abzustatten. Als ob die Bewohner unsere Gedanke gelesen hätten, kommen zwei Auslegerkanus auf uns zugerudert. Zuerst bekommen wir von Afon wieder Gemüse geschenkt und im zweiten Boot sitzen 4 kleiner Kinder, die natürlich von unseren Tauschobjekten gehört haben. Wir bekommen zwei Eier, 2 Trinkkokosnüsse und Papayas und dafür gibt`s Kekse und Zahnpasta. Wir sagen uns für Montag im Dorf an, und Afon meint wir können jederzeit kommen.


Wir suchen allerlei Tauschsachen auf unserer Esperanza zusammen und machen uns am Montag Vormittag auf den Weg ins Dorf Batakfive (das bedeutet Pandanus in der hiesigen Sprache). Unser Dingi ist noch nicht ganz aus dem Wasser gezogen, kommt schon eine riesige Kinderschar laut und freudig schreiend auf uns zugelaufen. Sie nehmen uns Tasche, Sackerl und Trinkflasche aus der Hand. Jeder will etwas von uns tragen und sie nehmen uns an der Hand und führen uns zum Dorf.


Wir begrüßen zuerst den Chief mit seiner Frau, überbringen eine Sitzmatte und T-Shirts, ein Feuerzeug und einen Kugelschreibenr als Gastgeschenk. Überfreundlich und mit einem strahlenden Lächeln bekommen wir die Erlaubnis uns bei ihnen frei zu bewegen.


Ein Bub wird ausgesucht, der uns den Weg zur nächsten Familie in der Bucht zeigt. Auch hier bleiben die Söhne, wenn sie heiraten, im Dorf und die Töchter ziehen zu ihren Ehemännern. Zuerst treffen wir auf Noah, der sehr gut englisch spricht, in Luganville Mechaniker gelernt hat und jetzt wieder hier auf Malekula lebt. Er hat bereits seine Hütte gebaut und einen eigenen Obst- und Gemüsegarten auf dem Familienterritorium und somit hat er alle Voraussetztungen, um heiraten zu können erledigt.

Das Dorf sitzt gemeinsam unter einem Palmendach und sie essen Taro Lap Lap. Wir bekommen jeder ein Stück zu kosten und erzählen und erklären ihnen alles, was sie so über uns wissen wollen: Woher wir kommen - Austria - "yes we know Australia", es ist immer dasselbe, und ab jetzt beginne ich immer mit Europe und dann erst Austria, so habe ich bessere Chancen sie auf die richtige Fährte zu bringen.


Am Nachmittag geht Florian mit den Männern Fussball spielen und ich lerne und helfe mit, um Lap Lap aus Kochbananen und Maniok zu machen. Die Maniokwurzeln werden geschält, gewaschen und ganz fein gerieben. Die Kochbananen werden der länge nach halbiert und mit einer Muschelschale die Banane aus der Schale herausgeschabt. Etwa 10 große Bananenböättter werden sternförmig überkreuz übereinander gelegt, diese Fläche großzügig mit frischer Kokosmilch beträufelt und danach die Bananenmasse in der Mitte daraufgeleert und anschließend die Maniokmasse um die Bananenmasse dazuplatziert. Die Maniokmasse ist eher trocken, die Banenmasse ist ein Brei. Danach wir das ganze gesalzen und wieder mit Kokosmilch beträufelt. Der Hund hat am Nachmittag ein wildes Ferkel im Wald erlegt, das wird wild zerteilt und auf das Lap Lap gelegt, das nun fast wie eine Pizza aussieht und ca. 1 Meter Durchmesser hat. Kunstvoll wird die Masse in Bananenblätter verpackt und dann in einem großen kreisrunden Erdofen auf die Glut gelegt. Im Anschluss wird das Lap Lap komplett mit heißen Steinen sowie alten Bananenblättern zugedeckt und ganz zum Abschluss noch mit alten Juttesäcken abgedeckt.




Nach ca. 40 Minuten sitzen wir in der Gemeinschaftshütte auf Pandanusmatten am Boden und zwei Frauen bringen das noch in Bananenblättern eingepackte heiße Lap Lap auf den Juttesäcken. Ein von den Zustaten einfaches in der Zubereitung aber aufwändiges Essen. Gegessen wird natürlich mit den Händen. Wir lehnen den uns angebotenen Löffel ab und genießen die Gastfreundschaft. Bei Dunkelheit kehren wir aufs Schiff zurück. Viele Wünsche nach diversen Dingen wurden an uns herangetragen. Mal schauen, was wir davon erfüllen können.



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