Martina
Sam kommt um 8 Uhr mit seinem Auslegerkanu zu uns gerudert, denn er hätte noch gerne eine Leine für seine beiden Kühe von uns. Florian hat bereits etwas geeignetes herausgesucht und übergibt sie an das Familienoberhaupt. Generell ist zu sagen, das kaum eine Reaktion der Menschen von Vanuatu zu erkennen ist, wenn man ihnen etwas schenkt. Egal ob sie darum gebeten haben, oder ob man ihnen eine Freude machen will. Sie bedanken sich mit einem kurzen Dank, aber das war´s dann auch schon. Sie schauen die Geschenke auch nicht in unserer Gegenwart genauer an, packen sie nicht aus, probieren zB das T-Shirt oder die Lesebrille nicht. Das ist für uns sehr ungewohnt, denn wir erfreuen uns normalerweise an der Freude der anderen, dies fehlt hier, das kennen sie nicht.
Wir machen unsere Esperanza wieder segelfertig und gehen um 9 Uhr Anker auf und setzen die Segel. Wir kreuzen hart am Wind Richtung Süden. Die Welle ist sehr unangenehm, da der Wind aus Ost-Süd-Ost bläst und die uns helfende Strömung mit bis zu 2 Knoten nach Süden fließt. Strömung gegen Wind bedeutet eine steile und kurze Welle die im Abstand von 5 Sekunden auf uns zurollt. Die Esperanza neigt sich auf Grund des Kurses und der Windstärke von bis zu 22 Knoten ordentlich zur Seite, bis wir mit der Scheuerkante durchs Wasser pflügen. Manchmal hebt sie zum Sprung über zwei Wellen ab und landet mit ihren 13 Tonnen im übernächsten Wellental. Beeindruckt ist sie nicht, und so wiederholt sie diese akrobatischen Einlagen 4 Stunden lang. Ich lege mich im Salon auf die Bank und wechsle bei jeder Wende die Seite. Alles was nicht extra gut verzurrt ist macht sich selbständig, und binnen kürzester Zeit liegt einiges am Boden herum, was dort nicht hin gehört.
Bei der letzten Wende ruft Florian plötzlich: "Schei.., das Gross ist gerissen!" Ich springe auf und hechte in die Plicht hinaus. Das Gross ist noch oben und Florian steht relativ entspannt da und sucht nach einer Lösung. Es ist Gott sei Dank nur die Befestigung der Grossschot gebrochen und nicht, wie von Florian verkündet das Gross. Entwarnung, wir bergen das Grosssegel und segeln die letzten drei Meilen nur mit der Genua.
Unser heutiges Ziel sind die Maskelyn Islands im Süden von Malekula. Wir segeln mit zwei von einander unabhängigen Computerkarten in das von Riffen gespickte Inselparadies.
Der Anker fällt in 6 Meter Wassertiefe im Schutz der Insel Sakao. Die ehemals bewohnte, aber jetzt unbewohnte Insel wird von den Einheimischen für ihren Obst- und Gemüseanbau genützt. Das Ambiente unsere Ankerbucht erinnert an den Film "Cast away" mit Tom Hanks.
Glasklares Wasser in allen nur erdenklichen Grün- und Blautönen, goldfarbener Sandstrand, hohe Kokospalmen und 2 kleine verlassene Buschhütten - nur mit dem enormen Vorteil, dass unser Versorgungsschiff Esperanza sicher und ruhig vor Anker liegt.